Autonomie U3

Während beim Säugling zunächst u. a. die Festigung seiner Bindungsbeziehungen im Vordergrund steht, gewinnt im zweiten und dritten Lebensjahr das Grundbedürfnis nach Autonomie an Bedeutung: Die Kinder beginnen, sich als eigenständige Personen wahrzunehmen und die intrinsische Motivation zu entwickeln, ihre (Um-)Welt selbstbestimmt zu entdecken und zu gestalten.

Das Kind versucht zunehmend, seine Anliegen durchzusetzen, und benutzt dafür bewusst die Worte „nein“ und „ich will“. Je mehr es sich als eigene, von anderen getrennte Person erlebt, mit eigenen Gefühlen und eigenem Willen, desto stärker möchte es selbst über sich bestimmen und eigenständig handeln.
Anfangs ist das Kind bei diesen ersten Schritten auf dem Weg in die Autonomie noch stark auf sich selbst bezogen. Häufig fehlen ihm Handlungsalternativen, wenn es ein Ziel nicht erreichen kann: Es „scheitert“. Die Reaktionen darauf fallen oft heftig aus. Die Kinder schreien, toben, weinen und lassen sich auf den Boden fallen, halten die Luft an, beschimpfen die Bezugspersonen oder attackieren sie körperlich.

Kleinkindliche Autonomiebestrebungen sind mit wichtigen Entwicklungsaufgaben verbunden: Das Kind löst sich langsam aus der symbiotischen Beziehung zur primären Bezugsperson (Mutter, Vater oder einer anderen Bindungsperson) und wird dadurch immer autonomer. Es erlebt sich zunehmend als Person mit eigenen Wünschen, Gefühlen und Zielen, aber auch mit spezifischen äußerlichen Merkmalen. Es ordnet sich bspw. Bezugsgruppen wie „Jungen“ oder „Mädchen“ zu oder sagt von sich: „Ich habe braune Haare und blaue Augen“. Auch werden bestimmte Vorlieben immer differenzierter wahrgenommen und Gegenstände zunehmend als Eigentum betrachtet. Die Mädchen und Jungen erleben sich als selbstwirksam und erkennen sich im Spiegel. Ab ca. dem dritten Lebensjahr sprechen sie in der Ich-Form. Die Entwicklungsaufgabe „Autonomie“ gilt auch als Übergang zu zunehmend selbst reguliertem Verhalten der Kinder.

Die Autonomieentwicklung von Kleinkindern wird gefördert, indem ihnen Freiräume im Kita-Alltag gewährt werden. Dazu zählt bspw., dass sie selbstständig entscheiden können, womit sie sich beschäftigen möchten. Partizipative Ansätze sind besonders gut geeignet, um die Autonomieentwicklung und Eigeninitiative von Kleinkindern zu fördern.
Die Unterdrückung kindlicher Autonomiebestrebungen hingegen ist verbunden mit übermäßiger Kontrolle, Manipulation oder Strafen.