Tiergestützte Pädagogik U3

Fast so umfangreich wie die Tiergestützte Pädagogik ist die Vielfalt der eingesetzten Tiere, bei deren Haltung einiges zu beachten ist.

• Fische in einem gepflegten Aquarium können den Kindern das Ankommen in der Einrichtung erleichtern, bieten jungen Naturforschern spannende Beobachtungsmöglichkeiten und Gesprächsanreize, außerdem wirken sie beruhigend. 
  (Wie Sie ein Aquarium einrichten und einen passenden Fischbestand auswählen, lesen Sie in Kleinstkinder in Kita und Tagespflege, Ausgabe 7/2017.) 
• Kaninchen oder Meerschweinchen, die gruppenweise in artgerechten, begehbaren Gehegen mit zugangsbegrenztem Rückzugsbereich leben, können von den Kindern beobachtet, unter Anleitung gestreichelt und gefüttert werden.
• Hühner sind aufgrund ihrer vielfältigen Rassen, hohen Lernbereitschaft und Kommunikations-Freudigkeit eine etablierte Tierart im Bereich der tiergestützten Pädagogik. Die Rollenverteilung innerhalb der Tiergruppe, die Struktur im Tagesablauf, das Fürsorgeverhalten, ihre leichte Zähmbarkeit und das Erlernen von Tricks sind nur einige der positiven Aspekte von Hühnern, die in der TGP thematisch und methodisch aufgegriffen werden.
• Hunde können aufgrund ihrer unterschiedlichen Rassekriterien (Gelassenheit, wenig Jagd- oder Hütetrieb etc.) gezielt ausgewählt und dann zielgerichtet geprägt, sozialisiert und ausgebildet werden. Zudem bringen sie die Bereitschaft zu sozialer Interaktion mit. Im Bereich der tiergestützten Pädagogik sollten sie jedoch zusätzlich verschiedene Grundvoraussetzungen mitbringen, z. B. ein offenes, dem Menschen zugewandtes Wesen, Ausgeglichenheit, Belastbarkeit, Gesundheit, vertrauensvolle Bindung zum Hundehalter, verlässlicher Grundgehorsam und Kontrollierbarkeit. Um Hygienestandards ohne zu großen Zusatzaufwand gewährleisten zu können, sollten im Kleinkindbereich auch Aspekte wie Felllänge, Fellverlust und Speichelfluss berücksichtigt werden. Gemäß Tierschutzgesetz muss der eingesetzte Hund die psychische und physische Reife abgeschlossen haben (frühestens mit 18 Monaten), idealerweise sollten Mensch und Hund zudem eine spezifische Ausbildung absolvieren.

Als Lernpartner bieten sich Tiere u. a. zur Förderung der sensorischen Wahrnehmung an. Zudem geben sie Kindern Impulse für lebenspraktische,fein- und grobmotorische Fertigkeiten, z. B. das Auffüllen der Wasserschale oder das spielerische Ausfegen des Geheges. Der Kontakt zu Tieren bietet unzählige Gesprächsanlässe und fördert zugleich die nonverbale Kommunikationsfähigkeit von Kleinkindern. Vor allem aber steigern Tiere das kindliche Wohlgefühl und regen zentrale sozialemotionale Kompetenzen an. Der achtsame Umgang mit Tieren muss im Betreuungsalltag von den pädagogischen Fachkräften vorgelebt und aufmerksam begleitet werden. Im angeleiteten Kontakt lernen Kinder, die Bedürfnisse anderer anzuerkennen und Empathie zu entwickeln: „Die Schnecke will nicht, dass du sie in die Hand nimmst, weil sie nicht weiß, was dann mit ihr geschieht. Sie freut sich aber, wenn du ihr ein Salatblatt hinlegst.“ Durch die unverfälschten, unmittelbaren Reaktionen von Tieren – wenn ein Kind kreischt, verlässt der Hund den Raum – üben die Mädchen und Jungen auf natürliche Weise, mit frustrierenden Rückschlägen umzugehen, Rücksicht auf Tiere und Menschen zu nehmen sowie deren Rückzugswünsche und -bereiche zu akzeptieren. Dieser Prozess führt ihnen nicht zuletzt oft ihre eigenen Bedürfnisse klarer vor Augen. Im Umgang mit Tieren trainieren die Kinder auch, sich um ein Lebewesen zu sorgen und zu kümmern, dabei wichtige Sicherheitsregeln einzuhalten sowie mit anderen Kindern zu kooperieren.