Das Erzieherteam der Gruppe Sonnenmond im Freiburger Kinderhaus Bernhard von Baden setzte sich während der Vorbereitung für den letzten Monat im Jahr mit folgenden Fragen auseinander: Wie können wir Kinder und Eltern gleichermaßen in die Adventszeit einbinden? Wie können wir Inhalte aus der Kita-Arbeit in die Familien bringen, um sie dann wieder in der Gruppe ankommen zu lassen? Wie schaffen wir eine warme und liebevolle Verbindung zwischen Kinderhaus und Zuhause? Mit folgenden Angeboten haben die pädagogischen Fachkräfte die weihnachtliche Brücke zwischen der Einrichtung und dem Elternhaus geschlagen.
Die Schatzkiste
Jedes Kind der Gruppe bekommt im Verlauf der Adventszeit einmal ein „Schatzkästchen“ mit nach Hause. Darin befindet sich ein Brief an das Kind und seine Eltern. Außerdem findet die Familie in der Kiste einen Keks und Kakaopulver sowie die Anregung, es sich mit einer Tasse Kakao gemütlich zu machen und den Brief gemeinsam in Ruhe zu lesen. Im Brief sprechen die Erzieherinnen direkt das jeweilige Kind an und beschreiben aus ihrer Sicht, wie es sich in der letzten Zeit entwickelt hat, was es gerne spielt, wer seine Freunde sind etc.
Lieber Moritz, heute durftest du unsere Adventskiste mit nach Hause nehmen. Wie du siehst, sind in der kleinen Adventskiste ein bisschen Kakao und ein Plätzchen, damit du es dir mit Mama, Papa und vielleicht sogar deinem Bruder Christoph richtig gemütlich machen kannst. Während du deinen Kakao trinkst, soll dir deine Mama oder dein Papa diesen Brief vorlesen.
Du bist jetzt schon fast ein Jahr ein Sonnenmondkind. Wusstest du, dass das genauso lange ist, wie Amelie und Anika im Kinderhaus sind? Wir können uns noch gut an deine Anfangszeit erinnern. Bevor du ins Kinderhaus kamst, warst du zweimal bei uns zum Schnuppern. Das heißt, du hast dir das Kinderhaus angeschaut und deine Erzieherinnen kennengelernt. Vielleicht kannst du dich ja auch noch daran erinnern. Du kamst zusammen mit deiner Mama und deinem Papa. Gleichzeitig hatte dein Freund Jakob mit seiner Mama in der Gruppe „Wilder Westen“ Schnuppertag. Hinter dem Haus hast du mit sämtlichen Baggern gespielt! Deine Mama hat uns erzählt: „Der Moritz ist schon so groß, der braucht gar keine Windeln mehr.“
Dein erster Kinderhaustag war dann dein zweiter Geburtstag. Du kamst zusammen mit deinem Papa. Du hast gerne in der Bauecke mit den Autos gespielt oder dich mit deinen Freunden Leo und Jakob getroffen. Wir können uns auch daran erinnern, dass du mal eine schwierige Zeit bei uns hattest. Damals hast du deine Mama und deinen Papa oft vermisst. Manchmal hast du deswegen geweint und gesagt, dass du nach Hause möchtest. Wir haben dir dann einen Tagesablaufplan gebastelt, auf dem du sehen konntest, was wann passiert. Erinnerst du dich daran?
Aber das alles ist sehr lange her! Mittlerweile bist du schon fast drei Jahre alt und gehörst im Sonnenmond zu den größeren Kindern. Seit August bist du sogar großer Bruder und wir sind uns sicher, dass sich Christoph sehr über einen so tollen großen Bruder wie dich freut!
Mit deiner freundlichen und liebevollen Art fällt es dir leicht, Freunde zu fi nden. Schon lange bist du mit Jakob sehr gut befreundet. Zusammen habt ihr das Kinderhaus kennengelernt und es ist so schön zu sehen, was ihr schon alles gelernt habt: Eimer holen, alleine an- und ausziehen und alleine nach draußen gehen (aber natürlich immer nur zu zweit!).
Wir freuen uns sehr, dass du ein Sonnenmondkind bist. Mach weiter so!
Jetzt wünschen wir dir, deiner Mama, deinem Papa und natürlich Christoph ein schönes Weihnachtsfest!
Deine Erzieher/innen Anika, Amelie, Steff und Achim
Die Wunschkugel
Am Ende des Briefs regen die Erzieherinnen an, dass das Kind mithilfe der Eltern einen Wunsch für die Gruppe auf einem beiligenden bunten Streifen schreibt. Dieser Streifen wird dann in eine ebenfalls beiliegende durchsichtige Weihnachtsbaumkugel gesteckt, die am nächsten Tag gemeinsam mit den Erzieherinnen im Kinderhaus verziert und in der Adventsecke aufgehängt wird. Tag für Tag wird dann eine Kugel geöffnet und im Morgenkreis vorgelesen und besprochen. Bestimmte Wünsche ermöglichen es den Kindern, Erlebnisse, die sie mit dem Wunsch verbinden, noch einmal gemeinsam mit der Gruppe in Erinnerung zu rufen. Die Kinder im Sonnenmond hatten materielle, aber auch ideelle Wünsche. Ob ein materieller Wunsch in Erfüllung ging, lag im Ermessen der Fachkräfte. Paul bspw. wünschte sich für den Sonnenmond ein „Spielband“, das er in einer anderen Gruppe gesehen hatte: ein spezielles Seil, das man gut für den Bau eines Zuges mit Stühlen einsetzen kann. Weil sein Wunsch viele Unterstützer hatte, wurde dieser erfüllt. Pauls Mutter wiederum kam über den Wunsch mit der Erzieherin ins Gespräch und erfuhr, dass die Kinder in dieser Zeit häufi g gemeinsam einen Zug aus Stühlen bauten und Paul dabei oft Impulsgeber war. Emma hingegen wünschte allen Sonnenmondkindern ein schönes Weihnachtsfest mit viel Schnee und tollen Geschenken.
Weihnachtspost
In einer abschließenden Aktion werden die Kinder vor der Adventsecke fotografi ert, wobei jeweils ein Kind ein Spruchband in der Hand hält, auf dem ein Weihnachtsgruß zu lesen ist. Dieses Foto wird der Familie per Post als Weihnachtskarte zugeschickt. Damit ist der Bogen von der Kita zurück zur Familie gespannt.
Die Adventsgestaltung der Sonnenmondgruppe macht deutlich, wie gute Familienarbeit funktionieren kann: Alle Beteiligten fühlen sich eingebunden und wertgeschätzt. Die Kinder erleben zu Hause mit ihren Eltern Momente der Geborgenheit, in denen der Transfer von der Einrichtung nach Hause gelingt. Die Eltern bekommen einen persönlichen und liebevollen Brief, der die Stärken ihres Kindes in den Blick nimmt, und erfahren so, wie es sich im Kinderhaus entwickelt hat. Mit wenigen Worten werden sie an die Eingewöhnung ihres Kindes erinnert. Das schafft weitere Gesprächsanlässe, sowohl mit dem Kind („Weißt du noch?“) als auch mit den Erzieherinnen im Kinderhaus. Das Team als Impulsgeber kann sich durch die Rückmeldungen der Eltern und Kinder neu positionieren und profi tiert von den gewachsenen Beziehungen für die weitere Arbeit.
Der lebende Adventskalender
Eine weitere Adventsaktion einer anderen Kita bezieht Eltern auf besonders erlebnisreiche Weise ein. Die Idee: 24 Schuhkartons werden von Vätern und Müttern individuell gestaltet und bestückt. Anders als bei herkömmlichen Adventskalendern soll ihr Inhalt die Kinder aktiv werden lassen. Hier ist die Fantasie der Eltern gefragt – der interaktive Kalender bietet ihnen die Chance, ihre persönlichen Kompetenzen in den Kita-Alltag einzubringen. So kann ein Vater, der gerne fotografi ert, am Tag „seines“ Kartons eine schöne Aufnahme von der Gruppe machen, von der alle einen Abzug erhalten. Die Kinder fi nden in der Pappkiste entsprechend eine kleine Kamera und einen kurzen Brief, den der Vater ihnen selbst vorliest. An einem anderen Tag entdecken die Mädchen und Jungen die Zutaten für ein Bratapfelrezept im Karton, wiederum ergänzt durch den Brief einer Mutter, die darin den Inhalt der Kiste in aller Kürze erklärt. Nachdem alle die Bratapfel-Zutaten ausgiebig erkundet haben, probiert die Gruppe das Rezept gemeinsam aus.
Weihnachtliche Fingerspiele kennenlernen, Adventsschmuck basteln oder einem italienischen Weihnachtslied lauschen (und im Anschluss lernen, was „Frohe Weihnachten“ auf Italienisch heißt): Da verschiedene Personen an dem Projekt beteiligt sind, wird auch der Kalender vielfältig, evtl. sogar interkulturell und bleibt den ganzen Monat hindurch spannend.
Denken Sie daran, schon in den letzten Novembertagen mit der Durchführung der 24 Aktionen zu beginnen, da die Kita nicht bis zum Heiligabend geöffnet ist.
Damit Sie pünktlich mit dem Erlebniskalender starten können, sollten Sie frühzeitig planen. Informieren Sie die Eltern in einem Brief über Ihr Vorhaben. Um sie zum Mitmachen zu motivieren, ist es sinnvoll, im Vorfeld ein oder zwei Beispielkartons zu gestalten und in der Kita auszustellen. Hängen Sie eine Liste aus, in die die Eltern eintragen können, welche Tage sie gestalten möchten und welche Aktion(en) sie vorbereiten. Das ist wichtig, um zu viele Doppelungen zu vermeiden. Zudem ist zu klären, ob ein Elternteil vor Ort sein wird oder die Erzieherin die Aktion durchführen soll. Legen Sie einen Abgabetermin fest, bitten Sie die Eltern, keine verschluckbaren Kleinteile zu verwenden und ihren Karton mit der entsprechenden Zahl zu kennzeichnen. Natürlich können Eltern auch mehrere Kartons gestalten oder gemeinsam mit anderen Familien eine Kiste übernehmen.
Dann kann die Adventszeit kommen: In einem feierlichen Morgenkreis- Ritual wird täglich einer der Kartons geöffnet. Zünden Sie hierfür die Kerzen des Adventskranzes an, singen Sie gemeinsam ein Lied, das von den Kindern evtl. mit Orff-Instrumenten begleitet wird. Anschließend kann jeden Tag ein anderes Kind eine Kiste öffnen – und die Adventsüberraschung des Tages offenlegen.
Tipp:
Junge Kinder, die gerade eingewöhnt werden, kann es überfordern, wenn täglich unterschiedliche Eltern mit der Gruppe aktiv werden. Bitten Sie die Mütter und Väter in diesem Fall, den Erlebniskarton mit Ideen, Anleitungen u. Ä. zu füllen, die die Fachkräfte mit den Kindern umsetzen können. Auch Eltern, denen es aus beruflichen Gründen nicht möglich ist, aktiv teilzunehmen, können Ideen einbringen, die von den Erzieherinnen durchgeführt werden.