Nutzpflanzen mit allen Sinnen entdeckenMelisse, Minze & Co.

Pflanzen, gießen, pflücken, essen: Durch einen eigenen kleinen Garten setzen sich Kinder aktiv mit ihrer Umwelt auseinander und lernen botanische Prozesse kennen.

Melisse, Minze & Co.
© Harald Neumann, Freiburg

In vielen Kinderkrippen haben Kräutergärten bereits Einzug gehalten. Und das nicht ohne Grund: Die Pflanzen lassen sich leicht anbauen, wachsen schnell, benötigen wenig Pflege und können vielfältig verwendet werden. Beim Gärtnern im kleinen Rahmen sammeln Kleinkinder vielfältige Sinneseindrücke. Zudem wirkt sich die gemeinsame Aktivität positiv auf die sozialen Bindungen zwischen den Kindern aus. Nicht zuletzt erfahren sie viel über Pflanzen und ihre Nutzung: Welche Kräuter schmecken ihnen besonders gut? Was kann man mit den verschiedenen Kräutern machen? Kresse und Schnittlauch schmecken bspw. gut auf Brot, während sich Zitronenmelisse und Pfefferminze als Teegewürze eignen. Begleiten Sie die Kinder auf ihrem Weg vom Anpflanzen bis zum Würzen!

Mein eigener Kräutertopf

Benötigte Materialien:

  • Tontopf
  • Seidenpapier, Fotos der Kinder, Kleber, Schere
  • Kräutersamen
  • Erde
  • Wasser
  • Gießkanne oder Plastikbecher

So wird’s gemacht:

Kaufen Sie gemeinsam mit den Kindern Erde, die entsprechenden Samen und die notwendigen Töpfe. Jedes Kind kann dabei entscheiden, welche Kräuter es in seinen Topf pflanzen möchte. Besonders geeignet für die Krippe sind Schnittlauch, Kresse, Petersilie, Salbei, Zitronenmelisse und Pfefferminze.
Töpfe bieten im Gegensatz zu einem Kräuterbeet den Vorteil, dass sich jedes Kind für einen kleinen Bereich verantwortlich fühlt und seine eigene Pflanze am Wochenende oder in den Ferien mit nach Hause nehmen kann. So muss sich auch keine Fachkraft während der Schließzeiten um die Gartenpflege kümmern.
Mit bunten Schnipseln aus Seidenpapier können Kinder die Töpfe vorm Einpflanzen individuell gestalten. Um Verwechslungen zu vermeiden, klebt jedes Kind zusätzlich ein Foto von sich auf den Topf.
Das Einpflanzen gelingt am besten, wenn Sie es mit jeweils zwei Kindern im Freien durchführen. Achten Sie darauf, dass die Kinder alle Schritte möglichst eigenständig verrichten: Weil sie in diesem Alter die Welt hauptsächlich über ihre Sinne begreifen, profitieren sie umso mehr von dem Angebot, je aktiver sie daran beteiligt sind.
Stellen Sie eine Schüssel auf den Boden, in welche Sie die Erde geben. Diese können die Kinder nun mit Händen oder Schaufeln in ihre Töpfe füllen. Dann öffnen sie die Samentüten und drücken die einzelnen Körner in die Erde – das fördert Feinmotorik und Wahrnehmung: Wie fühlt sich die Erde an, wie die Samenkörner? Kann man sie jetzt schon essen oder schmecken sie nicht? Vielleicht brauchen manche Kinder noch ein wenig Unterstützung beim Einpflanzen, viele werden die Schritte jedoch schon selbstständig durchführen. Wenn alle Kinder ihre Kräuter eingepflanzt haben, gießt jedes seinen eigenen Topf. Stehen hierfür keine kleinen Gießkannen zur Verfügung, können sie auch Plastikbecher nutzen. Die Kinder müssen ihre Kräuter nun mit Ihrer Hilfe regelmäßig pflegen. Planen Sie dazu im Tagesablauf feste Zeiten ein. Gießen Sie die Kräuter dabei nicht nur, sondern betrachten Sie auch gemeinsam die Entwicklung der Pflanzen. Das Wachstum braucht seine Zeit und die Kinder müssen abwarten und geduldig sein. Dies finden die Jüngsten oft noch schwierig. Tipp: Mit einer Pflanzenmesslatte können Sie das Wachstum visualisieren und für Kinder leichter begreiflich machen (s. Praxismappe „Den Frühling & Ostern entdecken“). Vielleicht erleben einige Kinder während des Wachstumsprozesses auch, dass Kräuter eingehen oder die eigenen Kräuter kleiner als die der anderen sind. Wenn Sie mit den Kindern öfter Kräuter anpflanzen, werden die Mädchen und Jungen erleben, dass die Kräuter trotz gleicher Pflege nicht immer gleich gut gedeihen. Denn auch Faktoren wie Erde und Temperatur, auf welche die Kinder keinen Einfluss haben, spielen eine Rolle. Die Kinder machen hier – wenn auch sicherlich noch nicht bewusst – erste Erfahrungen mit ihrer natürlichen Umwelt.

Kräuter kulinarisch erleben

Sobald die Kräuter gewachsen sind, kann man sie in der Küche verwenden (wie lange die jeweiligen Kräuter zum Wachsen brauchen, können Sie auf der Samenpackung nachlesen). Das Kind, dessen Kräuter verarbeitet werden, hilft bei der Zubereitung mit. Es kann seine Kräuter pflücken, waschen und mit Händen, Schere oder Messer zerkleinern. Dies gelingt den Kindern mit etwas Unterstützung bereits sehr gut. Sie können die Kräuter vielfältig nutzen: Bereiten Sie bspw. Schnittlauchbrote oder Kräuterbutter zu. Wenn Sie das Pflanzen und Pflegen der Kräuter mit Fotos dokumentiert haben, können Sie diese den Kindern nun zeigen. So können sie das fertige Essen mit ihrem eigenen Handeln in Verbindung bringen. So schmeckt’s noch viel besser!

Gewächshaus in der Krippe

Wenn die Kinder erste Erfahrungen mit dem Anpflanzen und der Pflege von Kräutern gesammelt haben, können sie gemeinsam ein Mini-Gewächshaus herstellen. Darin gedeiht auch Gemüse gut, das auf wärmere und feuchtere Umgebungen angewiesen ist.

Benötigte Materialien:

  • Eiswürfelbehälter
  • Frischhaltefolien
  • Erde und Gemüsesamen (z. B. Tomate, Radieschen, Gurke und Paprika)

So wird’s gemacht:

Die Kinder füllen etwas Erde in jedes dritte Fach des Eiswürfelbehälters. Dann geben sie drei bis vier Samenkörner hinein, streuen wieder Erde darüber und drücken diese fest. Zum Abschluss befeuchten sie ihre Samen mit einer Sprühflasche und decken den Behälter mit Frischhaltefolie ab. Diese erhöht die Temperatur für die Samen, da sie Sonnenstrahlen durchlässt und deren Wärme einschließt. Stellen Sie das Gewächshaus an einen warmen und hellen Ort, vermeiden Sie jedoch direkte Sonneneinstrahlung, um zu große Hitze zu vermeiden. Wenn Sie die Samen im Gewächshaus täglich mit einer Sprühflasche befeuchten, werden bald die ersten Sprossen zu sehen sein. In diesem Stadium sind die Pflanzen schon widerstandsfähiger und auf weniger Wärme angewiesen. Von nun an können die Kinder das „Dach“ ihres Gewächshauses tagsüber öffnen. Damit das Gemüse nachts warm bleibt, müssen sie das Haus abends jedoch wieder abdecken. Wenn die Pflanzen noch größer sind, benötigen sie gar keinen zusätzlichen Schutz mehr und die Kinder können die Folie komplett entfernen.
Wenn neben dem Gewächshaus ein Eiswürfelbehälter mit Erde und Samen, aber ohne Frischhaltefolie steht, haben die Kinder den direkten Vergleich: Sie erkennen, dass ihr Gemüse unter der Folie viel schneller gedeiht als jenes ohne Abdeckung. Am Ende des langen biologischen Prozesses steht der Genuss: Lassen Sie sich ihr selbstgezogenes Gemüse schmecken – auf dem Brot, im Salat oder in der Nudelsoße!

Tipp:

Um eigenen Tee herzustellen, bepflanzen Sie mit den Kindern einen Topf mit Pfefferminze und Zitronenmelisse. Nach der Ernte lassen sich Tees sowohl aus einzelnen Sorten als auch aus Kräutermischungen zusammenstellen. Hierzu können die Kinder größere Teebeutel selbst befüllen.  

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