Brandschutzübung in der KitaHeute kommt die Feuerwehr!

Kinder unter drei sind bei Feueralarm besonders hilfsbedürftig. Das macht regelmäßige, gut durchdachte Brandübungen umso wichtiger. So planen Sie die Räumung der Kita – und bereiten die Jüngsten darauf vor.

Luis (2;9) hat in der Spielkiste einen kleinen Feuerwehrmann entdeckt. Voller Freude zeigt er der Fachkraft seinen Fund und ahmt dazu das Geräusch einer Sirene nach. Die beiden kommen ins Gespräch: „Was macht die Feuerwehr?“ – „Sie löscht Feuer und holt Katzen vom Dach.“— „Und wie wird das Feuer gelöscht?“ – „Mit Wasser aus dem Schlauch.“ Luis weiß viel über die Feuerwehr und erzählt mit Begeisterung, wie das mit den Schläuchen und dem Wasser funktioniert. Bald kommen andere Kinder dazu, die sich ebenfalls für das Thema interessieren. Gemeinsam mit der Fachkraft schaut sich die Gruppe nun ein Bilderbuch an, das die Frauen und Männer der Feuerwehr in Aktion zeigt.
Kinder unter drei Jahren kennen Flammen meist nur von ihrer schönen, faszinierenden Seite und aus der Distanz, z. B. die eines Lagerfeuers oder einer Kerze. Doch Feuer kann auch gefährlich sein, in Luis’ Kita steht deshalb in Kürze eine Feuerwehrübung an. Die pädagogischen Fachkräfte haben den Kindern vielfältiges, thematisch passendes Material zusammengestellt. Im Sinne der Brandschutzerziehung wollen sie die Mädchen und Jungen spielerisch und in aller Ruhe auf die Übung vorbereiten und ihnen die (potenzielle) Angst vor der Feuerwehr nehmen.

Ängste nehmen

Vor der eigentlichen Löschübung kommen die Einsatzkräfte zunächst vorbei, um sich den Kindern und Fachkräften vorzustellen. Fasziniert beobachten die meisten Kinder, wie sich die Männer ihre Schutzkleidung anziehen. Angesichts der Atemschutzmasken und schweren Schutzmäntel reagieren manche Mädchen und Jungen aber auch verängstigt. Um ihre Furcht abzubauen, fotografi ert das Kita-Personal die Feuerwehrleute in voller Montur und hängt die Bilder am nächsten Tag im Gruppenraum auf. Auf diese Weise können sich die Jüngsten auch weiterhin mit der irritierenden Ausrüstung auseinandersetzen und evtl. mit Erzieherinnen oder anderen Kindern ein klärendes Gespräch führen: „Der Feuerwehrmann muss den schweren Mantel anziehen, weil das Feuer so heiß ist.“ Ausrangierte Helme, Gartenschläuche u. Ä. animieren Kinder zu entsprechenden Rollenspielen, und können somit ebenfalls helfen, Ängste vor den Einsatzkräften zu nehmen. Ein paar Tage vor der Brandschutzübung schildert eine Erzieherin im Morgenkreis entspannt und sachlich deren groben Ablauf. Auf einem gemeinsamen Rundgang durch die Kita zeigt sie den Kindern anschließend z. B., wo die Feuerlöscher hängen. Die Gruppe bespricht, wofür diese notwendig sind – und dass nur Erwachsene diese benutzen dürfen. Die hauseigene Sirene ist ein weiteres Anschauungsobjekt. Der Alarm wird ausgelöst, damit alle den schrillen Ton schon einmal gehört haben und ihn am Tag der Übung einordnen können. Beim Auslösen des sehr lauten Alarms sollten sich die Kinder zunächst die Ohren zuhalten. Ihrem individuellen Empfinden folgend, nehmen sie schließlich die Hände weg, um den Ton in voller Lautstärke wahrzunehmen.

Ruhig und sachlich

Dann ist es soweit: Am Tag der Übung teilen die Fachkräfte den Kindern mit, dass heute die Feuerwehr kommt. Ertönt die Sirene, wird die Kita nach einem bis ins Detail ausgearbeiteten Notfallplan evakuiert (s. S. 25). Kinder, die bereits selbstständig laufen können, werden aufgefordert, sich an der Tür des Gruppenraumes zu sammeln. Eine Erzieherin behält die Mädchen und Jungen dabei im Auge, damit sie sich nicht von der Gruppe entfernen. Anschließend werden die jüngeren Kinder, die noch nicht alleine laufen können, in Wagen gesetzt oder auf den Arm genommen. Beim Verlassen des Raumes zählt eine Fachkraft die Kinder durch. Auf dem Außengelände sammeln sich die einzelnen Gruppen an einem vorher vereinbarten Platz. Dieser sollte den Kindern bekannt und durch ein einprägsames Schild gekennzeichnet sein. Nun wird das Ergebnis des Durchzählens mit den tagesaktuellen Anwesenheitslisten abgeglichen, um sicherzustellen, dass kein Kind vergessen wurde. Die Leitung hat den Notruf per Telefon beizeiten abgesetzt und das Feuerwehrauto ist schon vor Ort.
Besonders wichtig ist es, dass die Fachkräfte in jedem Moment der Übung Klarheit und Ruhe ausstrahlen und mit den etwas älteren Kindern im Dialog bleiben: Sind die Mädchen und Jungen über den jeweils nächsten Schritt informiert, vermittelt ihnen das Sicherheit. Den Jüngsten ist diese Ausnahmesituation noch nicht sprachlich zu vermitteln – sie brauchen am ehesten die Nähe zu ihrer Erzieherin.
Da die Kita auch Gruppenräume im Obergeschoß umfasst und die dort betreuten Kinder das Gebäude über eine breite Außenleiter verlassen müssen, hat sich die Kita-Leitung hierzu schon im Vorfeld mit der Feuerwehr besprochen: Zusätzliche Einsatzkräfte stehen den Fachkräften und Kindern sofort beim erschwerten Abstieg aus dem zweiten Stock zur Seite. Sind alle Kinder und Erwachsenen schließlich in Sicherheit, suchen die Feuerwehrleute die Kita nach dem vermeintlichen Brandherd ab und das „Feuer“ wird gelöscht.

Feuerwehr zum Anfassen

Im Anschluss an die – durchaus aufregende – Übung wird es für die Kinder erneut spannend: Interessierte Mädchen und Jungen haben nun Gelegenheit, die Helme der Feuerwehrleute aufzusetzen, in den Rettungswagen zu klettern und das Blaulicht zu betätigen. Auch wenn sich die Zusammenhänge den Jüngsten noch nicht ganz erschließen, können sie bei der Erkundung von Schläuchen und Co. wertvolle Erfahrungen machen. Sie sehen und fühlen mit Händen und Füßen, wie sich der lange Schlauch mit Wasser füllt, er ähnelt einer Schlange. Die Mädchen und Jungen bestaunen die großen Reifen des Autos, die manchmal größer sind als sie selbst. „Wasser marsch“, das macht Spaß! Und das große, rote Feuerwehrauto ist besonders faszinierend!
Der Besuch der Feuerwehr bleibt auch in den nächsten Tagen Thema Nummer eins in der Kita. Die Fotos an der Wand animieren die Kinder immer wieder aufs Neue zu Gesprächen über den besonderen Tag. Passende Bücher liegen weiterhin bereit, die stolzen Kinder können in ihre Portfolio- Ordner außerdem Bilder einheften, auf denen sie gemeinsam mit Einsatzkräften und –wagen zu sehen sind. Kleine Feuer-Experimente runden das Thema ab. So wird z. B. ein brennendes Teelicht auf eine nichtbrennbare Unterlage gestellt und ein Glas darüber gestülpt. Aus welchem Grund die Flamme erlischt, ist für die Kinder in diesem Moment unwichtig – der faszinierende Effekt zählt! 

Feueralarm!

Kita-Checkliste für Übung oder Ernstfall

Egal ob es in der Kita tatsächlich brennt oder die Feuerwehr eine Übung durchführt – beides erfordert ein umfassendes Brandschutzkonzept, inkl. detaillierter Vorbereitung der Kita-Räumung. Die Checkliste enthält einige wichtige Fragen und Richtlinien, die im Vorfeld zu klären sind. Gehen Sie diese in regelmäßigen Abständen mit Ihrem Team durch und ergänzen Sie die Aufl istung gemäß Ihrem individuellen Bedarf.

Grundsätzliches, z. B.:

  • Ruhe bewahren!
  • Die Rettung der Kinder geht vor Brandbekämpfung!
  • Rufen Sie so früh wie möglich die Feuerwehr (0) 112!

Zuständigkeiten, z. B.:

  • Wer setzt den Notruf ab?
  • Welche Fachkräfte sind für welchen Gruppenraum zuständig?
  • Wer hat die Anwesenheitsliste im Blick?
  • Wer zählt die Kinder durch?
  • Wer achtet darauf, dass Fluchtwege und Feuerwehrzufahrt frei zugänglich sind?

Prozedere, z. B:

  • Sind alle Fachkräfte darüber informiert, wie der Feueralarm ausgelöst wird?
  • Ist die Evakuierung aller Räume unproblematisch möglich (Keller, höher gelegene Räume etc.)? Wie lässt sie sich bestmöglich, evtl. mit Hilfe der Feuerwehr, organisieren?
  • Wo platzieren sich die einzelnen Fachkräfte im Fall einer Evakuierung?
  • Verlassen Kinder und Erwachsene die Einrichtung gruppenweise?
  • Welche Kinder können schon laufen und somit – in Begleitung – selbstständig die Kita verlassen?
  • Welches Kind geht nur an der Hand eines Erwachsenen?
  • Wie verlassen jene Kinder die Kita, die noch nicht laufen können und deshalb getragen werden müssen?
  • Welche Kinder müssen die Fachkräfte selbst tragen? Welche können sie auch einem Fremden, z. B. einem Feuerwehrmann, anvertrauen?
  • Stehen Kinderwagen oder andere Wagen in der Nähe bereit, um so mehrere Kinder gleichzeitig hinausbringen zu können?
  • Wo befinden sich die Sammelstellen? Wie sind sie gekennzeichnet?

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