Erst im Mutterleib, dann in den elterlichen Armen und später auf Opas Rücken oder auf den Knien der Erzieherin: Schon sehr früh lernen Kleinkinder das Gefühl kennen, getragen und gewiegt zu werden. Da diese Empfindung zu den frühesten Erfahrungen von Babys gehört, wirkt es vertraut und beruhigend auf sie. Mit wachsender Körperbeherrschung und Autonomie sind sie immer mehr dazu in der Lage, das Schaukelgefühl selbst herbeizuführen. Schaukel- und Hüpfpferde sind ein geeignetes Material dafür.
Reiten auf dem Ross
Ida (1;3) steigt auf ein Gummipferd, hält sich mit den Händen an dessen Ohren fest und beginnt zu reiten. Nach zwei lebhaften Hüpfern kippt sie samt Pferd zur Seite. Sie lässt das Pferd so liegen und setzt sich auf seinen Bauch. Mit erhobenen Händen hopst das Mädchen einige Male auf dem liegenden Pferd herum. Dann richtet Ida das Hüpfpferd wieder auf und setzt sich erneut auf seinen Rücken.
Idas Spiel auf dem Pferd ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung für das Mädchen. Auf der wackeligen Sitzgelegenheit, die nachgibt und auf die Bewegungen und Gewichtsverlagerungen der Reiterin reagiert, muss Ida ständig auf ihr Gleichgewicht achten. Die zusätzlichen Auf-und-ab-Bewegungen fordern die motorischen Kompetenzen umso mehr.
Neben den Hüpfpferden erfreuen sich auch Schaukelpferde jeglicher Art (z. B. auf Kufen oder Metallfedern) großer Beliebtheit bei Kleinkindern. Das Bewegungsspiel gehört zu einer der ersten Spielformen des Kindes und das Schaukeln auf dem Pferd stärkt ihren Gleichgewichts- und Lage- sinn (propriozeptiver Sinn). Wippen die Kinder zu stark, fallen sie hinunter oder kippen mit dem Pferd um. Dadurch lernen sie, ihre Kraft zu dosieren, und schulen ihre Aufmerksamkeit für die eigenen Bewegungen und deren Konsequenzen. Daneben hat das Reiten auch eine beruhigende Wirkung: Die wiegenden Bewegungen der Schaukelpferde entspannen die Kinder – in ihre Aktivität vertieft, sitzen sie eine Weile auf dem Schaukelpferd und genießen den gleichmäßigen Rhythmus.
Mit den Auf-und-ab- bzw. Vor-und-zurück- Bewegungen ahmen Kleinkinder natürlich auch nach, tatsächlich zu reiten. Und nicht zuletzt schlüpfen sie gerne in Tierrollen – und spielen, selbst ein Pferd zu sein.
Wiehernd im Schritt, im Trab oder im Galopp imitieren Kinder die verschiedenen Gangarten von Pferden. So können sie ihren Bewegungsdrang vielfältig ausleben und ihrer Bewegungsfreude freien Lauf lassen. Je nachdem, wie stark, in welchem Rhythmus und auf welchem Untergrund sie aufkommen, erzeugen die Jungen und Mädchen dabei unterschiedliche Geräusche. Die pädagogische Fachkraft unterstützt dieses Erlebnis, indem sie es mit einem passenden Zungenschnalzen oder entsprechenden Lauten wie z. B. „Hopp-hopp, hopp-hopp“ begleitet. Schellenbänder an den Fußgelenken intensivieren das sinnliche Erleben der eigenen Bewegungen und machen die Kinder auf den Takt ihrer Schritte aufmerksam. So wird das Galoppieren auch zum Klangspektakel. Mit Stoff, Klettverschluss und Glöckchen in verschiedenen Größen lassen sich Schellenbänder leicht selbst herstellen.
Lauf, Pferdchen, lauf!
Leopold und Jonas möchten „Pferd und Kutscher“ spielen. Die Rollen sind schnell geklärt. Zusammen mit der Erzieherin legt Leopold seinem Spielpartner die Pferdeleine an. Dann probiert er aus, wie er die Zügel am besten mit beiden Händen festhält. Jonas beginnt sofort, freudig loszutraben, und zieht Leopold an der Pferdeleine mit sich. Dieser versucht zwar, sein Pferd mit den Zügeln zum Stehen zu bringen. Letztlich folgt der Kutscher jedoch dem Pferd …
Im Rollenspiel von Pferd und Kutscher nehmen die Kinder aufeinander Bezug. Es geht ihnen nicht mehr vorrangig um die Bewegung, sondern um das Miteinander. Dabei kann die Fachkraft sie unterstützen, jedoch ist es beim Spiel mit den Seilen notwendig, dass sie immer anwesend ist, weil sich die Kinder damit strangulieren könnten. Spezielles Zaumzeug für Kinder macht das Rollenspiel als Pferd sicherer.
Das Spiel zwischen Kutscher und Pferd erfordert einige Kompetenzen, z. B. Bewegungskoordination und gegenseitige Rücksichtnahme. Im kindlichen Spiel lenkt noch meist das Pferd, obwohl der Kutscher die Zügel hält. Je vertrauter die Kinder jedoch mit dem Spiel werden, umso eher spürt das Pferd, in welche Richtung der Kutscher die Zügel zieht.
Das Rollenspiel ist nach dem Ritt aber noch nicht beendet: Wenn das Pferd müde ist, setzt es sich auf den Boden und sein Kutscher pflegt es: Er kratzt den Dreck aus seinen Hufen und striegelt seine Haare. Mit einer weichen Bürste fährt der Kutscher sanft über die Fußsohlen, Rücken und Bauch. Nach der Pause wechseln die beiden Kinder die Rollen.
Variante: Zwei Kinder stehen als Pferd und Kutscher hintereinander. Sie verhaken ihre Finger ineinander oder greifen gemeinsam einen Ring – ein Kind hinter dem Rücken, das andere vor dem Bauch. Sie halten sich fest und beide laufen, hoppeln, springen und galoppieren zusammen.
Musikalische Schlittenfahrt
Benötigte Materialien:
- fünf Stühle
- Schaukelpferd
- Seil/Kordel (als Zügel)
So wird’s gemacht:
Bauen Sie zusammen mit den Kindern eine Schlittenkutsche aus vier Stühlen, die sich paarweise gegenüberstehen. An die Stirnseite stellen Sie einen Stuhl für den Kutscher und davor das aufgezäumte Schaukelpferd auf. Ein Kind ist der Kutscher, die anderen sind die Fahrgäste. Bis die Reisenden eingestiegen sind, hält der Kutscher das Pferd still. Sobald die Kinder Platz genommen haben, beginnt die Schlittenfahrt. Der Kutscher zieht an den Zügeln und bringt somit das Schaukelpferd in Bewegung. Indem er links oder rechts zieht, kann er das Pferd „lenken“.
Mit Rassel, Schelle oder Glöckchen in der Hand können die Kinder die Fahrt im Schlitten rhythmisch begleiten. Singen Sie die folgenden o. ä. Verse auf eine erfundene oder bekannte Melodie (z. B. von „Dornröschen war ein schönes Kind“):
„Die Pferde traben durch den Schnee, durch den Schnee, durch den Schnee, die Kinder rufen laut juchee, laut juchee!
Der Kutscher zieht die Zügel an, Zügel an, Zügel an,
als nächstes ist der Jonas dran, Jonas dran.“
Ist das Lied zu Ende, wechseln die Kinder die Rollen. Mit einem „Brrrrrrr“ hält der Kutscher das Pferd an, steigt vom Kutschbock und gibt die Zügel an das nächste Kind weiter.
Die Kutsche können Sie mit zusätzlichen Stühlen für weitere Passagiere oder mit einem zweiten Schaukelpferd für einen weiteren Kutscher vergrößern.