Kleinkinder bemerken recht schnell an ihrer veränderten Umgebung, dass die Adventszeit besonders ist: Überall leuchten Kerzen und Lichterketten, Tannenbäume zieren die Innenstädte, Weihnachtsmusik und unbekannte Düfte erfüllen die Luft. Aber was bedeutet all das überhaupt? Was hat es mit dem Advent auf sich und weshalb feiern wir Weihnachten?
In Krippen und Kleinkindgruppen können Sie dieses Thema gut aufgreifen und gemeinsam mit den Kindern diesen Fragen nachgehen.
Tücher, Moos und Kerzen
Eine bewährte Methode, um den Jungen und Mädchen den abstrakten Hintergrund von Geschichten – wie z. B. den der Geburt Jesu – näherzubringen, ist es, die Inhalte zu visualisieren. Gestalten Sie die Zeit bis Weihnachten dafür mit einem Adventsweg. Hierfür eignet sich ein ruhiger Raum oder eine separat eingerichtete Adventsecke. Stellen Sie dort eine Langbank oder ein eigens angefertigtes, zwei bis drei Meter langes Brett in Kinderhöhe auf. Die Kinder drapieren auf der Fläche Tücher in Grün, Braun und anderen Naturtönen und schmücken sie mit Naturmaterialien wie Moos, Tannenzweigen, Tannenzapfen und Rindenstücken. Unterstützen Sie die Kinder dabei, aus Steinen, Holzscheiben oder Bauklötzen einen Weg zu legen. Stellen Sie gemeinsam 24 Teelichter in Gläsern entlang des Weges auf und platzieren Sie an seinem Ende eine Krippe. (Diese lässt sich leicht mit Rinde und Stöcken errichten.) Stellen Sie Holz- oder Filzfiguren von Maria, Josef und einem Esel an den Anfang des Wegs.
Wenn Sie den Adventsweg mit Naturmaterialien gestalten, sprechen Sie die kindlichen Sinne auf vielfältige Weise an: Die Kinder fühlen die raue Baumrinde, die spitzen Tannennadeln und das weiche Moos. Sie sehen unterschiedliche Formen und Farben und riechen den Duft von Holz und Tannenzweigen.
Sobald die Kerzen angezündet werden, ist Vorsicht geboten – dann sollten sich die Kinder nur unter Aufsicht eines Erwachsenen am Adventsweg aufhalten. Generell ist eher zu empfehlen, die Kinder nicht im Freispiel auf dem Adventsweg bzw. mit den Figuren spielen zu lassen – vielmehr sollte es eine festgelegte Zeit geben, in der dieser im Mittelpunkt steht und alle Kinder und Erzieherinnen sich mit einem gemeinsamen Ritual dem Weg widmen. Wie kann dieses aussehen?
Jeden Tag ein Licht mehr
Der Adventsweg soll das Näherrücken des Weihnachtsfestes veranschaulichen. Indem Sie täglich eine weitere Kerze anzünden und die Figuren von Maria, Josef und dem Esel dementsprechend vorrücken, sehen die Kinder genau, wie weit der Advent schon fortgeschritten ist und wie lange es noch bis Weihnachten dauert. Dieses Ritual kann z. B. im Morgenkreis etabliert werden. Setzen Sie sich hierfür im Halbkreis um den Adventsweg.
Doch warum begehen wir den Advent? Und was feiern wir eigentlich an Weihnachten? Machen Sie auch die Weihnachtsgeschichte zu einem Bestandteil des täglichen Rituals, um mit den Kindern diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Hierfür empfiehlt es sich, die Geschichte inhaltlich zu vereinfachen und Stück für Stück über mehrere Tage zu erzählen.
Die Reise von Maria und Josef
Eine kleinkindgerechte Version beschränkt sich auf die wesentlichen Aspekte und eindrücklichsten Szenen. Dazu gehört die lange und beschwerliche Reise von Josef und Maria auf dem Esel, die vergebliche Suche nach einer Unterkunft, die Ankunft im Stall, die Geburt Jesu und die Verkündigung der Engel bei den Hirten. Es ist hilfreich, beim Erzählen ein Bilderbuch einzusetzen – es gibt viele Bücher, die die Weihnachtsgeschichte auf leicht verständliche Weise schildern und sich somit schon für den Einsatz im u3-Bereich eignen. Sie können die einzelnen Szenen zusätzlich herauskopieren, laminieren und an der jeweiligen Adventsweg-Station aufstellen bzw. befestigen. Errichten Sie zusätzliche Stationen auf dem Weg, um die Geschichte zu untermalen, etwa eine Herberge. Auf diese Weise ergänzt die fortlaufende Geschichte das tägliche Vorrücken der Figuren.
Was ist heute dran?
Da die Weihnachtsgeschichte zu kurz ist, um sie über 24 Tage hinweg zu erzählen, fügen Sie dem Adventsweg- Ritual weitere vorweihnachtliche Aktionen hinzu. Jeden Tag zieht ein Kind eine Karte aus einem Adventssäckchen. Auf dieser ist bildhaft eine Aktion dargestellt, z. B.:
- Plätzchen backen
- ein Weihnachtslied singen
- einer weihnachtlichen Klanggeschichte lauschen
- eine Kirche besichtigen und die dort aufgestellte Krippe anschauen (s. „Ein besonderes Haus“ Ausgabe 2/2016, S. 22)
- Tonsterne gestalten
- ein Düfte-Memospiel spielen (z. B. mit Zimt, Orangen und Tannennadeln)
- ein Wintergedicht vortragen
- die Weihnachtsgeschichte weiterlesen
Bereiten Sie die 24 Karten und die zugehörigen Aktionen rechtzeitig vor und orientieren Sie sich bei der Wahl der Aktivitäten daran, was für die Einrichtung, aber auch für die Kinder gut realisierbar ist. Liegen mehrere Tage zwischen einzelnen Teilen der Weihnachtsgeschichte, können Sie einen kurzen Rückblick einplanen, um den Kindern in Erinnerung zu rufen, was bisher geschah: „Wisst ihr noch, wie Maria mit dem dicken Bauch auf dem Esel geritten ist?“ Indem die Kinder 24 Tage lang den Adventsweg verfolgen, die Weihnachtsgeschichte hören und Maria und Josef auf ihrem Weg begleiten, bekommen sie eine klare Vorstellung von der Adventszeit und dem Weihnachtsfest und lernen deren christlichen Ursprung kennen. Sie sammeln zahlreiche intensive Eindrücke, indem sie sich gemeinsam einem Ritual widmen, indem sie erzählen und einander zuhören, miteinander etwas gestalten oder unternehmen. So nehmen schon die Jüngsten aktiv an der „Zeit des Wartens“ teil.
Ablauf des Adventsweg- Rituals
- Versammeln Sie sich mit den Kindern am Adventsweg.
- Singen Sie gemeinsam ein Begrüßungslied.
- Zünden Sie eine weitere Kerze an (sodass z. B. am vierten Dezember vier Kerzen brennen).
- Rücken Sie Maria, Josef und den Esel um eine Kerze vor.
- Ein Kind zieht aus dem Adventssäckchen eine Karte. Benennen Sie die darauf abgebildete Aktion.
- Führen Sie die Aktion gemeinsam durch. Größere Unternehmungen, wie z. B. das Plätzchenbacken oder den Kirchenbesuch, kündigen Sie stattdessen für eine andere Tageszeit an.
- Singen Sie mit den Kindern ein Abschlusslied oder sprechen Sie wahlweise einen Vers.