In der Spatzengruppe der Evangelischen Bewegungskita Kleinsolt steht in der Weihnachtszeit immer eine kleine Holzspieluhr auf dem Frühstückstisch: Maria und Josef, das kleine Jesuskind in der Krippe unter Palmen und die drei heiligen Könige drehen sich nach dem Aufziehen der Uhr stetig im Kreis. Dabei erklingt das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Aufmerksam verfolgen die Kinder jede Runde. „Wer ist das?“ „Was ist das für ein Baby?“ „Was haben die Männer da auf dem Kopf?“ Die Mädchen und Jungen haben viele Fragen zu den Figuren auf der Spieluhr. Eine gute Gelegenheit, ihnen von der Geburt Jesu zu erzählen. Die Fachkraft vereinfacht die Weihnachtsgeschichte so, dass sie für die unter Dreijährigen verständlich ist: Maria und Josef sind Mama und Papa. Ihr Baby heißt Jesus. Die drei Männer sind Könige; das erkennt man an den Kronen auf ihren Köpfen. Sie haben Geschenke für das Baby mitgebracht, denn heute ist sein Geburtstag. Für die Mädchen und Jungen wird die Geschichte noch greifbarer, indem die Erzieherin einen Zusammenhang zur Lebenswelt der Kinder herstellt: Hast du auch Mama und Papa? Bekommst du auch Geschenke zum Geburtstag? Sehr bald kennen die Mädchen und Jungen die Namen der Figuren und benennen sie, noch bevor die Erzieherin die Uhr aufzieht. Dieses kleine Ritual findet im Dezember jeden Tag zur Frühstückszeit statt.
Eine Bibelgeschichte für die Jüngsten
Auch mit einem Buch mit einfachem Text und klaren Bildern lässt sich die Weihnachtsgeschichte schon den Jüngsten vermitteln. Die Erzieherin macht die Handlung noch anschaulicher, indem sie diese mit Gesten begleitet und dabei auch die Kinder einbezieht: Wenn Josef in der Geschichte an die Tür einer Herberge klopft, klopfen auch Fachkraft und Kinder auf den Tisch oder einen Stuhl. Wird er vom Wirt weggeschickt, ahmen Kinder und Erzieherin diesen nach, strecken den Arm aus und rufen: „Geht weg! Wir haben keinen Platz!“ Die Krippenkinder wollen die Geschichte immer wieder hören. Bald schon haben sie die Inhalte verinnerlicht und spielen die Geschichte auch im Rollenspiel nach.
In Windeln gewickelt, auf Stroh gebettet
Im Rollenspiel verarbeiten Kinder, was sie beschäftigt. Häufig ahmen sie alltägliche Situationen oder besonders eindrückliche Erlebnisse nach, z. B. Familienszenen mit Vater, Mutter und Kind oder einen Arztbesuch. Diesmal ist die Weihnachtsgeschichte Anlass zu einem Rollenspiel, welches sich in der Spatzengruppe im Freispiel entwickelt: Svea (2;4) wickelt sich eines Morgens mithilfe der Erzieherin eine dünne Decke um den Kopf, ihr Spielkamerad Maddox (2;2) ebenso. So haben sie es im Buch gesehen. Dort ist Maria mit einem dicken Bauch abgebildet – deshalb schiebt sich Svea eine kleine Puppe unter ihren Pullover. Auf die Frage der Erzieherin, was die beiden spielen, antworten sie: „Maria und Josef – das Baby kommt gleich!“ Im Buch suchen sich Maria und Josef einen ruhigen Ort, an dem das Baby auf die Welt kommen kann. Genauso machen es Svea und Maddox: Sie suchen ein Bettchen für das Jesuskind und polstern es mit einem Puppenkissen und einer Puppendecke aus. Haben sie auch nichts vergessen? Zur Kontrolle schauen die beiden noch einmal ins Buch und werfen einen Blick auf die Spieluhr. „Der Esel fehlt!“, stellen sie fest. Wo bekommen Sie den nur her? Mittlerweile werden auch die anderen Spatzenkinder auf das Rollenspiel aufmerksam und helfen beim Suchen. Schließlich werden sie fündig – so gesellt sich eine Handpuppe in Gestalt eines Esels zum Krippenspiel. Nur einen Ochsen finden die Kinder nicht. Dann ist es endlich so weit: Svea zieht den Pullover hoch und das Baby ist da. Die beiden Kinder legen das Jesuskind behutsam in sein Bettchen und decken es zu. Papa Josef bekommt von Mama Maria sogar einen Kuss auf die Backe.
Hoher Besuch aus dem Morgenland
Damit ist für die Kinder die Geschichte aber noch nicht zu Ende – sie wollen weiterspielen. Und so schauen die Spatzen noch einmal ins Buch, um sich in Erinnerung zu rufen, wie es weitergeht. Dabei stellen sie fest, dass die Könige noch nicht da waren. „Wir sind die Könige!“, beschließen zwei Jungen kurzerhand.
Die Erzieherin hat das Rollenspiel aufmerksam verfolgt. Nun hilft sie auf Bitten der beiden Jungen, goldene Kronen zu basteln. Ein Tuch bzw. eine Decke, als Umhang um die Schultern gelegt, vervollständigen die Verwandlung der Kinder in die Könige.
Jetzt kann das Rollenspiel fortgesetzt werden. Doch was sollen sie dem neugeborenen Jesuskind schenken? Eifrig begeben sich die Könige im Gruppenraum auf die Suche nach etwas, das dem Baby gefallen könnte. Schließlich kehren sie zu Maria, Josef und dem Jesuskind zurück und überreichen ihnen ein paar Bausteine, ein Spielzeugauto und eine Tierfigur.
Erster Zugang zu religiösen Geschichten
Dieses Rollenspiel zeigt, dass schon unter dreijährige Kinder religiöse Geschichten erfassen können, wenn sie altersgerecht präsentiert werden. Sie beschäftigen sich dann sowohl gedanklich als auch im Spiel mit deren Inhalten. Indem die Erzieherin z. B. regelmäßig kleinkindgerechte Bilderbücher vorliest, kann sie die Kinder an erste religiöse Inhalte heranführen. Dabei sollte sie die Rückfragen der Kinder klar und leicht verständlich beantworten. Auf dieser Basis kann sie weitere Geschichten aus dem Leben Jesu erzählen. Indem sie geeignete Materialien (einfache Requisiten und Verkleidungsstücke) bereitstellt, unterstützt sie die Kinder darin, die Geschichten nachzuspielen und auf diese Weise zu verarbeiten.
Die Weihnachtsgeschichte hinterließ bei den Kindern der Spatzengruppe bleibenden Eindruck – in der Zeit vor und nach Weihnachten wurde Jesus im Rollenspiel noch einige Male geboren…
Tipp:
Die Geschichte von Weihnachten boren … von Annette Langen und Carolin Görtler Herder; 4,99 € ab 2 Jahren In farbenfrohen Bildern und leicht verständlicher Sprache erzählt dieses Buch die Geschichte von Jesu Geburt.