GeschichtensäckchenLebendig erzählen

Die Krippengruppe der städtischen Kita am Löwenbergpark in Gengenbach arbeitet regelmäßig und intensiv mit Geschichtensäckchen. Von dieser Art des Erzählens profitieren die Kinder auf vielerlei Weise.

Das Wort „Geschichtensäckchen“ kommt aus dem Schwedischen. Dort heißen die Stoffsäckchen, in denen sich kurze Geschichten, Fingerspiele, Lieder, Gedichte oder auch Märchen befinden, „Sagopåsen“ (Märchentüte). Anhand verschiedener Utensilien und Figuren werden die einzelnen Geschichten nacherzählt und bildhaft dargestellt. Alle nötigen Materialien sowie die Texte befinden sich in dem jeweiligen Säckchen – so können die Geschichten auch von wechselnden Personen immer gleich erzählt werden.
Die Fachkräfte der Kita am Löwenbergpark nähen ihre Geschichtensäckchen selbst und stellen deren Inhalt eigenständig zusammen. Das Stoffmuster stimmen sie dabei auf den jeweiligen Inhalt des Säckchens ab, so befindet sich z. B. eine winterliche Geschichte in einem mit Schneeflocken bedruckten Säckchen. Dadurch können die Kinder die einzelnen Säckchen auf den ersten Blick erkennen.

VON DER IDEE ZUM SÄCKCHEN

Geschichtensäckchen selbst herzustellen, ist nicht schwer und viel kostengünstiger, als welche zu kaufen. Falls Sie nicht selbst nähen können, überlegen Sie, wer Sie dabei unterstützen könnte – vielleicht eine talentierte Kollegin aus dem Team oder die Eltern eines Kindes?
Für den Inhalt der Säckchen können Sie auf Materialien aus der Einrichtung zurückgreifen oder diese alternativ günstig auf Flohmärkten erwerben. Anstelle von Holz- oder Kunststofffiguren können Sie auch eigene Figuren häkeln oder stricken; holen Sie auch hierfür engagierte Personen mit ins Boot.
Greifen Sie bei der Geschichtenauswahl die aktuellen Themen und Interessen der Kinder auf. Zum Einstieg eignen sich einfache und bekannte Geschichten oder Lieder. Für „Alle meine Entchen“ benötigen Sie bspw. lediglich ein blaues Tuch als See und ein paar Entenfiguren. Für „Häschen in der Grube“ reichen ein grünes Frotteetuch als Wiese und eine Hasenfigur. Laminieren Sie die Textkarten, dann sind sie langlebiger.

TIPP

Die richtige Aufbewahrung

Bewahren Sie die Geschichtensäckchen an einem festen Ort auf, z. B. in einem Schrank im Gruppenraum. Indem Sie die Säckchen auf Augenhöhe der Kinder verstauen, ermöglichen Sie ihnen einen freien Zugang. Tauschen Sie die Geschichtensäckchen je nach Jahreszeit oder Themen der Kinder regelmäßig aus.

PSSST, ES GEHT LOS!

Treffen Sie sich zur Vorführung eines Säckchens im Sitzkreis auf einem Teppich. Versuchen Sie eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Kinder ungestört der Geschichte widmen können. Überlegen Sie gemeinsam mit den Mädchen und Jungen, was in dem Säckchen stecken könnte. Können sie auf dem Stoffmuster vielleicht schon etwas erkennen? So schaffen Sie Sprechanlässe und wecken die Neugier der Jüngsten. Nehmen Sie dann die Textkarte aus dem Säckchen und beginnen Sie, die Geschichte lebendig und langsam vorzulesen. Holen Sie an den entsprechenden Stellen die passenden Gegenstände aus dem Säckchen hervor und stellen Sie die Handlung mit den Figuren szenisch nach. Diese Art des darstellenden Spiels macht die Geschichte sehr lebendig und anschaulich. Interaktiv wird das Ganze, wenn Sie die Kinder mitmachen lassen: Bei Wind können sie z. B. kräftig pusten oder herzhaft gähnen, wenn der Protagonist schlafen geht.
Räumen Sie die Materialien am Ende der Geschichte gemeinsam wieder in das Säckchen. Versuchen Sie dabei, die Kinder auch sprachlich zur Mithilfe zu motivieren: „Lea, steckst du bitte die gelben Blätter ins Säckchen?“ Mithilfe solcher Fragen sehen Sie als Fachkraft, ob Kinder schon Worte mit den passenden Gegenständen verbinden, Farben erkennen oder Mengen erfassen können. Je nach Entwicklungsstand können Kinder die Geschichten irgendwann selbst nachspielen und erzählen. Ermöglichen Sie den Mädchen und Jungen dann auch, sich selbstständig und in Ruhe mit den Säckchen zu beschäftigen. Begleiten Sie die Kinder nur zurückhaltend bei ihrem Spiel und geben Sie ihnen den nötigen Freiraum.

GESCHICHTENZEIT – BILDUNGSZEIT

Geschichtensäckchen machen das Erzählte plastisch und „begreifbar“. Diese lebendige Art des Erzählens begeistert die Kinder immer wieder aufs Neue – umso mehr, weil sie die Geschichte aktiv mitgestalten können. Ganz automatisch findet in diesen gemeinsamen Runden Sprachförderung statt: Durchs Hören und Selbst- Erzählen erweitern die Kinder ihren Wortschatz, können bestimmte Dinge genauer beschreiben und entwickeln auch eine gewisse Kreativität im sprachlichen Ausdruck. Die Materialien aus den Säckchen regen die Fantasie der Mädchen und Jungen an: Geschichten werden abgewandelt, manchmal bekommen Figuren eine ganz neue Funktion. Die Kinder versetzen sich oft auch in die Protagonisten hinein, identifizieren sich mit ihnen und verfolgen deren Geschichte emotional.
Die Geschichtensäckchen helfen auch beim spielerischen Wissenserwerb zu Farben, Zahlen oder Zusammenhängen aus dem Alltag und der Natur. So erleben die Kinder bspw., wie sich die Raupe Nimmersatt in einen Schmetterling verwandelt, lernen, dass Frösche Fliegen fressen und Igel unter Blätterhaufen Winterschlaf halten.
Nicht zuletzt verinnerlichen die Kinder einen wertschätzenden Umgang mit den Säckchen, Figuren und Materialien, wenn Sie diesen in Ihrer Vorbildfunktion von Beginn an selbstverständlich vorleben.

DIE GESCHICHTE VOM HUNGRIGEN FROSCH

Ein kleiner grüner Frosch sitzt auf einer Wiese.
Er hat großen Hunger. Quak! Quak!
Plötzlich fliegt eine Fliege am Frosch vorbei.
Suuummm, Suummmm.
Schnapp! Da hat sich der Frosch die Fliege geschnappt.
Hmmm, lecker!

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