Vom Bau eines Insektenhotels profitieren Kleinkinder in vielfacher Weise. Einerseits erlangen sie Wissen über ihre Umwelt, lernen heimische Tierarten kennen und entwickeln so ein erstes ökologisches Bewusstsein. Andererseits schulen sie u. a. feinmotorische Fähigkeiten, Teamgeist und Konzentration. Die Mädchen und Jungen durchlaufen einen ganzheitlichen, meist mehrtägigen Prozess, der viele Erfahrungen ermöglicht und zahlreiche Sprachanlässe schafft. Vor allem aber ist die Arbeit mit Naturmaterialien ein besonders sinnliches Erlebnis, das viel Freude macht.
Doch nicht nur junge Baumeister und Naturforscher bringt das ökologische nissen von verschiedenen Insekten gerecht und in einem Holzrahmen miteinander verbunden werden. Tipp: Fragen Sie im Vorfeld Eltern, die z. B. gerade renovieren, nach etwas Schilfrohr oder Lehm. Eine Firma, die mit entsprechenden Naturmaterialien arbeitet, wird Ihnen für den Bau des Insektenhotels sicher ebenfalls Reste zur Verfügung stellen. Nach einzelnen Ziegeln fragen Sie einen Dachdecker in der Nähe. Tannenzapfen, Moos u. Ä. hingegen können Sie mit den Kindern oft selbst im Wald sammeln. Erklären Sie den Kindern im Vorfeld anhand von Büchern, welche „Wohnungen“ Sie für welche Insekten mit ihnen bauen wollen – und warum.
BENÖTIGTE MATERIALIEN:
- alte Holzschublade (mit oder ohne Boden)
- evtl. etwas Maschendraht, Hammer, Nägel bzw. Holztacker
- evtl. 4 Bretter (ca. 50x20 cm), Sperrholzplatte (ca. 50x50 cm)
- Lehm, Eimer, Schaufel
- Schere(n), Handbohrer, Blumendraht, Schleifpapier
- Naturmaterialien wie Stroh, Schilfrohr, Bambusschnitt, Tannenzapfen, dickere Äste, abgelagertes Laubholz, Holunderabschnitte, Moos, Rinde
- Strangfalzziegel (alternativ Mauerziegel)
- Dosen o. Ä.
- evtl. Arbeitshandschuhe für die Kinder
SO WIRD’S GEMACHT:
Das beste Grundgerüst für ein selbst gebautes Insektenhotel ist eine alte, nicht zu kleine Schublade. Bitten Sie Kolleginnen und Eltern, im Keller nachzusehen. Falls der Boden der Schublade fehlt, befestigen Sie mit kleinen Nägeln oder einem Holztacker Maschendrahtzaun auf einer Seite des Rahmens. Dieser dient als Rückwand des Baus und stellt sicher, dass die einzelnen „Insektenwohnungen“ später stabilen Halt haben. Ist keine Schublade aufzutreiben, bauen Sie aus Brettern und einer Platte einfach selbst einen Holzrahmen in der gewünschten Größe – fragen Sie bei Bedarf versierte Eltern oder einen Schreinerbetrieb um Hilfe. Für welchen „Rohbau“ Sie sich auch immer entscheiden: Wichtig ist vor allem, dass Sie nur Naturmaterialien verwenden, frei von Farbstoffen, Lösungsmitteln, Lacken oder gar Pestiziden.
Bevor es mit der eigentlichen Konstruktion losgeht, treffen Sie mit den Kindern noch einige Vorbereitungen: Stroh, Bambus, Schilfrohr etc. müssen mit einer Schere so gekürzt werden, dass das Material liegend in die hochkant gestellte Schublade gestapelt werden kann, ohne vorn überzustehen. Rühren Sie außerdem gemeinsam Lehm mit Wasser an, bis er eine zähe Konsistenz aufweist – die Masse dient später als Kleister zwischen den einzelnen Elementen. Nun können die Bauarbeiten beginnen!
GELOCHT: ÄSTE UND ZIEGEL
Für Kleinkinder ist es meist eine spannende Erfahrung, mit erwachsener Unterstützung einen Handbohrer zu bedienen. Hierfür bieten die Lehm wird mit Wasser zu einer zähen Masse angerührt … zu errichtenden Röhrenwohnungen für Wildbienen eine gute Gelegenheit: Bohren Sie zusammen Löcher in dickere Äste von Laubbäumen oder mindestens drei Monate getrocknete Holunderäste. Achten Sie darauf, die Holzstücke nicht gänzlich zu durchbohren, zudem sollten die Löcher so weit voneinander entfernt liegen, dass das Holz nicht einreißen kann. Falls an den Rändern der Bohrlöcher danach noch ein paar Splitter überstehen, können die Mädchen und Jungen diese mit Schleifpapier abreiben. Anschließend schichten sie die angebohrten Äste in die aufgestellte Schublade neben- und übereinander und fixieren sie mit Lehm. Sog. Strangfalzziegel eignen sich ebenfalls für die Besiedlung durch Wildbienen, sie verfügen über optimale Hohlräume. Und auch die gängigeren Mauerziegel lassen sichgut nutzen: Wenn die Kinder hohle Bambusröhrchen oder Schilfrohr in die einzelnen Ziegelkammern legen, werden diese von Vögeln stibitzt und für den Nestbau genutzt.
GESTAPELT: SCHILF UND BAMBUS
Nun kommen das zurechtgeschnittene Schilfrohr, Stroh bzw. der Bambusschnitt zum Einsatz – die Naturröhrchen werden zum Wohnraum z. B. für Solitärbienen umfunktioniert. Die Kinder schichten hierfür das Material im Schubladenrahmen aufeinander, der Lehm dient ihnen dabei wieder als „Mörtel“. Damit dieses Konstrukt aus vielen einzelnen Halmen besser hält, kann es zusätzlich mit Blumendraht zusammengebunden werden. Unzerbrechliche Behälter, z. B. größere Dosen, helfen dabei, auch die Allerjüngsten der Gruppe aktiv zu beteiligen. Strohhalme oder z. B. Tannenzapfen lassen sich in solche Gefäße ganz einfach hochkant einfüllen; so entstehen kleinere Wohneinheiten, Fotos: Ramona Noll die etwa von Ohrenkneifern geschätzt werden. Legen Sie die befüllten Gefäße ebenfalls mit den Öffnungen nach vorn in die aufgestellte Schublade. Um zu verhindern, dass die Naturmaterialien dabei herausfallen, verschließen Sie die Öffnungen evtl. mit Maschendraht.
DIE GÄSTE ZIEHEN EIN
In einem letzten Schritt füllen die Mädchen und Jungen kleinere Zwischenräume zwischen den einzelnen Bereichen mit Lehmresten, Moos oder Rinde auf – dann ist das Insektenhotel fertig! Die vielseitig bestückte Schublade können Sie nun entweder mit Regalwinkeln an einer Außenwand befestigen oder z. B. auf einen alten Tisch stellen, der an einer Außenwand steht. Um sicherzugehen, dass es nicht umfällt, sollten Sie das Hotel auch in diesem Fall an der Wand fixieren. Achten Sie generell darauf, dass das Insektenhotel windund wettergeschützt ist und an einem möglichst sonnigen Platz aufgestellt bzw. -gehängt wird.
Nun können die ersten Gäste einziehen. Den Jungen und Mädchen bereitet es sicher Freude, regelmäßig zu beobachten, was im und um das Hotel herum passiert: Welche Tiere tummeln sich dort? Ist schon jemand eingezogen? Wer weiß, wie die Tiere heißen? Wie sehen die Insekten aus? Welche Geräusche können die Kinder hören? Gemeinsam sollten Sie außerdem regelmäßig überprüfen, ob im Insektenhotel noch alles an seinem Platz ist. Muss etwas repariert oder ausgetauscht werden? Diese Herberge der besonderen Art begleitet die Kindergruppe durch das ganze Jahr …