Der Großteil des pädagogischen Personals in Krippen und Kitas sind ausgebildete Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen oder anderweitig pädagogisch qualifizierte Fachkräfte. Sie haben in ihren Ausbildungen die Grundlagen kindlicher Entwicklung, pädagogischer Konzepte sowie praktischer Handlungsoptionen kennengelernt. Sind pädagogische Fachkräfte dann längere Zeit in der Praxis, entsteht oft der Wunsch nach zusätzlichen Qualifikationen, um sich für ein bestimmtes Interessengebiet zu spezialisieren, einen neuen Blickwinkel für die Praxis zu erhalten und sich persönlich weiterzuentwickeln. Die Weiterbildungslandschaft für pädagogische Fachkräfte in Deutschland hält ein breites und vielfältiges Angebot bereit, das nur schwer durchschaubar scheint. Das Spektrum reicht von Musikpädagogik über Psychomotorik, Inklusion und Entwicklungspsychologie bis zu systemischer Pädagogik und weiteren fachlichen Spezialisierungen. Für welche Weiterbildung sich eine pädagogische Fachkraft letztlich entscheidet, ist von mehreren Faktoren abhängig: Sowohl das individuelle Interesse an der Thematik, der Bedarf und das Profil der Einrichtung sowie die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten durch die Höherqualifizierung sind wichtige Kriterien bei der Auswahl.
Einige Weiterbildungsangebote werden im Folgenden vorgestellt und geben einen ersten Einblick in die jeweilige inhaltliche Ausrichtung und Zielsetzung.
Die wichtigsten Weiterbildungen
Kleinstkindpädagogik
Im Rahmen dieser Weiterbildung erwerben pädagogische Fachkräfte wichtige Kenntnisse für die tägliche Arbeit mit Kindern zwischen null und drei Jahren. Für diese Arbeit sind vor allem eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern und feinfühliges Verhalten der Fachkraft notwendig, um den Jüngsten ein sicherer Hafen zu sein. Das Ziel der Weiterbildung ist es, den Fachkräften dafür pädagogische Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, ihre Rolle als Erzieherin zu stärken und ihnen Sicherheit im Umgang mit den unter dreijährigen Kindern und deren Eltern zu geben. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklungspsychologie, auf kindlichen Verhaltensweisen, Bedürfnissen von Kleinkindern und speziell auf die Altersgruppe abgestimmten Praxisangeboten. Am Ende steht den Teilnehmenden ein breites Spektrum an pädagogischen Handlungsoptionen sowie praktischen Ideen für die Arbeit mit Kleinkindern zur Verfügung. Der Umfang für diese Weiterbildung liegt bei verschiedenen Anbietern zwischen acht und 14 Seminartagen.
Systemische Pädagogik
Diese Qualifizierung bietet pädagogischen Fachkräften die Möglichkeit, den systemischen Ansatz und seine Arbeitsweise kennenzulernen. Ziel der systemischen Pädagogik ist es, das Beziehungsgeflecht aller Beteiligten in den Blick zu nehmen und Zusammenhänge zwischen Umwelt und Verhalten neu einordnen zu können. Der wertschätzende Umgang, zirkuläres Denken, das Wechselwirkungen berücksichtigt und Prozesse in ihrer Vielschichtigkeit zu erfassen sucht, sowie der Einsatz prozess- und vor allem lösungsorientierter Methoden stehen dabei im Vordergrund. Weiterbildungen im Bereich „systemische Pädagogik“ sind i. d. R. mindestens achttägig konzipiert, bei vielen Anbietern auch mit deutlich mehr Tagen, da zu den Präsenzveranstaltungen noch Supervisionsstunden oder Peergroup-Treffen hinzukommen. Einen Einblick in den Ansatz geben jedoch auch bereits fünf- bis achttägige Veranstaltungen.
Praxisanleitung
Sobald Erzieherinnen eine zweijährige Berufserfahrung nachweisen können, ist es möglich, sich für die Praxisanleitung von Erzieherinnen zu qualifizieren. Die Aufgabe der Mentorinnen ist es, die Praktikantinnen am Lernort Praxis zu begleiten und ihnen die pädagogische Konzeption der Einrichtung näherzubringen. In der Weiterbildung lernen die Teilnehmerinnen, den Anleitungsprozess didaktisch und methodisch vorzubereiten, beratende Gespräche zu führen sowie Entwicklungsprozesse und reflexive Fähigkeiten der Anzuleitenden zu fördern. Hierzu benötigen Anleiterinnen entsprechende methodische und kommunikative Kompetenzen. Zudem sehen es die meisten Weiterbildungen vor, ein jeweils spezifisches Anleitungskonzept für die Einrichtung zu entwickeln. Für die Mentorinnenqualifizierung ist meist ein Zeitraum von sieben bis neun Tagen vorgesehen.
Psychomotorik
Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang und sind praktisch andauernd auf Entdeckungstour. Dieser Bewegungsdrang lässt sich gezielt und spielerisch nutzen, um die kindliche Entwicklung ganzheitlich zu unterstützen. Die Psychomotorik geht davon aus, dass die psychische, die kognitive und die motorische Entwicklung eng miteinander verknüpft sind und sich wechselseitig bedingen. Daher wird der Fokus auf Angebote gerichtet, die alle Bereiche gleichermaßen ansprechen. In dieser Weiterbildung werden demnach entwicklungspsychologische Grundlagen sowie gezielte Praxisangebote erarbeitet, die Körperbewusstsein, Selbstbewusstsein, motorische Fähigkeiten und Koordination fördern. Der Umfang dieser Weiterbildung variiert bei verschiedenen Anbietern zwischen acht und 16 Tagen.
Qualitätsmerkmale von Bildungsträgern
Neben der Vielfalt der Weiterbildungsangebote, über die man sich zunächst einen Überblick verschaffen muss, gibt es auch eine Vielzahl an Weiterbildungsanbietern in Deutschland. Auch da lohnt es sich, genauer hinzuschauen, um wichtige Qualitätsmerkmale zu identifizieren. Kriterien für die Auswahl des Bildungsträgers können sein:
- die staatliche Anerkennung (AZWV/AZAV, Anerkennung auf Landesebene),
- ein Qualitätsgütesiegel (TÜV, Dekra u. a.),
- hoch qualifizierte Referentinnen und Referenten mit eigenen Zusatzqualifikationen.
Neben diesen Merkmalen können auch Empfehlungen und Erfahrungsberichte anderer Fachkräfte dabei behilflich sein, den passenden Anbieter zufinden.
Am Ende jeder Weiterbildung erhält die Teilnehmerin ein Zertifikat, das sie zur Fachkraft für den entsprechenden Themenschwerpunkt macht bzw. ihre Zusatzqualifikation bestätigt – auch ein Auszeichnungsmerkmal für jede berufliche Neuorientierung oder Bewerbung.
INFO
Weitere Informationen zum Thema Weiterbildung finden Sie unter: www.weiterbildungsinitiative.de www.erzieherin-ausbildung.de www.iwwb.de oder auf den Weiterbildungsportalen der einzelnen Bundesländer.