KommentarQuereinstieg in die Kita?

Es gibt gute Argumente dafür, Menschen aus anderen Berufen in Kitas zu beschäftigen. Doch nicht jeder ist für die Arbeit geeignet, findet Bettina Beyer.

Quereinstieg in die Kita?
© Harald Neumann, Freiburg

Männer und Frauen, die nicht in Kitas arbeiten, sehen den Erzieherberuf oft durch eine rosarote Brille: Mit Kindern spielen, basteln, turnen, singen – wer kann das nicht? So wurde bspw. 2012 angedacht, Mitarbeiterinnen einer insolventen Drogeriekette für den Erzieherinnenbereich umzuschulen. Glücklicherweise wurde das verworfen, denn eine Umschulung allein genügt eben nicht, um den wachsenden Anforderungen an den Erzieherinnenberuf gerecht zu werden.

Quereinsteiger müssen sich im Vorfeld qualifizieren, z. B. in Form einer fachtheoretischen Kurzausbildung, die berufsbegleitend stattfinden könnte. Nur so sind sie später in der Lage, die Kinder im Betreuungsalltag angemessen zu begleiten und sie in ihrer Entwicklung und Bildung zu unterstützen.

Doch auch eine fachliche Qualifizierung reicht noch nicht aus. Empathie, Selbstvertrauen, Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative, Flexibilität, Lernfreude, Sprachkenntnisse, Reflexionsfähigkeit, Belastbarkeit – das sind nur einige der Schlüsselkompetenzen, die frühpädagogisch tätige Personen benötigen. Unabhängig davon, ob sie Quereinsteiger sind oder nicht. Es gibt sicherlich viele Menschen aus nicht pädagogischen Berufen, die die Arbeit in einer Kita hervorragend durch ihr fachfremdes Wissen und ihre Berufserfahrungen ergänzen. Ob sie nun aus medizinischen, naturwissenschaftlichen, kaufmännischen, künstlerischen, handwerklichen oder pflegerischen Bereichen kommen. Viel wichtiger ist jedoch die Frage: Ist eine Bewerberin wirklich für diese Arbeit geeignet?

Meiner Meinung nach sollten alle Mitarbeiterinnen (mit und ohne pädagogische Ausbildung) ein Assessment Center durchlaufen, bevor sie eine Stelle in der Kinderbetreuung antreten. Dabei handelt es sich um ein Personalauswahl- und Personalbewertungsverfahren, bei dem in Einzel- oder Gruppentests Fähigkeiten und Eigenschaften geprüft werden, die für die zu besetzende Stelle wichtig sind. (vgl. www. assessmentcenteracademy.de). Bewerberinnen würden also bspw. in nachgestellten Situationen aus der Praxis auf die erforderlichen Kompetenzen hin geprüft. Dann würde sich auch zeigen, wer als Quereinsteiger tatsächlich für den Job geeignet ist. Schade, dass diese Methode, die in anderen Branchen längst üblich ist, in der Frühpädagogik noch nicht angewendet wird. Hier zeigt sich wieder die mangelnde Wertschätzung, die pädagogischen Fachkräften entgegengebracht wird: Die steigenden Anforderungen an ihre Tätigkeit werden oft nicht wahrgenommen. Doch die Kinder brauchen starke Persönlichkeiten, die sie in ihrer Entwicklung sehen, begleiten und unterstützen. Daher sage ich: Es spricht nichts gegen Quereinsteiger im Erzieherinnenbereich, solange sie die nötigen persönlichen Kompetenzen mitbringen und sich dafür angemessen qualifizieren.

Ob Quereinsteiger oder nicht, ich wünsche den Kindern in Kitas und Kindertagespflege Personen an ihrer Seite, die sie in ihren Bedürfnissen wahrnehmen und sie in ihrer Entwicklung fachgerecht begleiten!  

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