Familien haben viele Fragen rund um die Ernährung ihres Kindes. Neben Klassikern wie „Isst mein Kind genug?“ sind in den letzten Jahren neue Themen hinzugekommen, die Ausdruck einer sich verändernden Welt sind und mit denen Kita-Fachkräfte in Beratungsgesprächen immer häufiger konfrontiert werden. Fragen wie „Kann ich mein Kleinkind vegan ernähren?“ oder „Wie können wir als Familie nachhaltiger essen?“ spiegeln diese Veränderungen wider.
Klimaschutz & Ernährung
Was zeichnet eine Ernährungsweise aus, die gleichermaßen gut für Mensch und Erde ist? „Obwohl in Deutschland tierische Produkte im Mittel nur zu etwa einem Drittel zur täglichen Energieaufnahme beitragen, verursachen sie etwa zwei Drittel der Treibhausgas-Emissionen durch die Ernährung“, stellt Dr. Ute Alexy von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) fest. „Eine nachhaltige Ernährung sollte daher einen möglichst hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel enthalten“, so die Expertin weiter. Darüber hinaus empfiehlt das Netzwerk, bei der Auswahl von Obst und Gemüse auf saisonale Produkte aus Bio-Anbau zu setzen und Getreide, Milchprodukte und Fleisch aus ökologischer Produktion zu kaufen (s. ÜBERSICHT).
Vegane Ernährung
Lange Zeit rieten Experten von einer veganen Ernährung für Kleinkinder ab; hier ist ein Wandel erkennbar: Unter bestimmten Voraussetzungen hält nun auch die DGE einen veganen Ernährungsstil für vertretbar: „Wenn Familien sich vegan ernähren und auch bei ihren Kindern auf tierische Lebensmittel verzichten möchten, müssen sie regelmäßig und auf Dauer Vitamin B12 supplementieren, je nach Alter 5 bis 25 Mikrogramm pro Tag. Darüber hinaus liefern bei veganer Ernährung vor allem Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Nüsse Protein, Eisen und Zink. Als Milchersatz und Calciumquelle ist eine Säuglingsnahrung auf Sojabasis empfehlenswert“, sagt die Ökotrophologin Ute Alexy.
Diversitätssensible Beratung
Deutschland ist ein Einwanderungsland. 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren haben eine Migrationsbiografie. Familienformen sind vielfältiger geworden, auch in Hinblick auf die Lebensverhältnisse und den Bildungsstand der Familien. Fachkräfte, die Eltern beraten, sollten eine wertschätzende Haltung gegenüber dieser Vielfalt einnehmen.
Dr. Irene Somm vom Netzwerk Handlungsforschung und Praxisberatung in Köln betont: „Diversitätssensible Beratung berücksichtigt bei Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung, dass Familien sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie ein Kleinkind ernährt werden soll und wie bedeutsam Bewegung ist.“
Die Soziologin weist darauf hin, dass manchen Familien die auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelten Empfehlungen zunächst fremd seien, weil in ihrem Umfeld andere Ernährungstraditionen gelten würden und Bewegung keinen hohen Stellenwert habe.
„Hier sind Professionelle besonders herausgefordert, Familien im Dialog zu Verhaltensänderungen zu motivieren, ohne ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie in ihren Einstellungen falschliegen und diese korrigiert werden müssen“, betont Somm. Damit würden Fachkräfte eher das Gegenteil erreichen; es entstehe Trotz gegenüber den Vorgaben.
Eine Beratung ohne Belehrung oder Dramatisierungen dagegen führe eher zum gewünschten Ziel.
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