Was haben Lerngeschichten in der Kita mit den Ureinwohnern Neuseelands zu tun? Einiges, denn der pazifische Inselstaat ist die Wiege der Learning Stories und mit der Maori-Kultur eng verbunden. Diese beschreibt Kinder als eigenständig lernende Menschen.
Das Prinzip der Lerngeschichten: Ein an das Kind gerichteter Brief beschreibt altersgerecht dessen Selbstbildungsprozess. Ausgehend vom neuseeländischen Curriculum Te Whariki basiert das frühpädagogische Konzept auf fünf Strängen: Zugehörigkeit, Wohlbefinden, Exploration, Kommunikation und Partizipation.
Bei der Arbeit mit Lerngeschichten besteht die Gefahr, dass die Dokumentation im Sinne einer reinen Dienstleistung verstanden wird. Aufgrund von Zeitdruck werden diese dann nicht selten stark vereinfacht oder bestehen aus lieblosen Textbausteinen, die wenig mit den individuellen Lernprozessen des beobachteten Kindes zu tun haben. Infolge entsprechen viele Lerngeschichten dann nicht dem ursprünglichen neuseeländischen Grundgedanken. Sie ähneln vielmehr dem Produkt eines diagnostischen Verfahrens, das die Kinder bewertet. Warum ist das so?
Wir Erwachsene versuchen zu oft, die Lernprozesse von Kindern objektiv und neutral zu beobachten und mithilfe gezielt angewendeter Verfahren und Konzepte zu analysieren bzw. im Kita-Alltag zu dokumentieren. Indem wir aber Kinder achtsam beobachten, sie immer wieder neu kennenlernen wollen und ihnen wirklich zuhören, ist es möglich, ihre magischen Momente überhaupt erst wahrzunehmen. Und ganz ehrlich: Ist es nicht wohltuend und berührend, ab und an in die zauberhafte Welt der Kinder abtauchen zu dürfen?
Herzliche Grüße
Ihre
Ulrike Fetzer