ResilienzförderungEin achtsamer Krippentag

Einfache Impulse und Interaktionsregeln können helfen, die Widerstandsfähigkeit von Kleinkindern zu stärken. Dabei sollten Fachkräfte auch auf ihre Sprache achten.

Ein achtsamer Krippentag
© Städtische Kita am Löwenbergpark

Achtsame Aktivitäten und eine entsprechende pädagogische Grundhaltung der Fachkräfte können die Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit, die emotionale Selbstregulierung sowie die soziale Kompetenz von Kindern stärken. Entsprechende Impulse helfen ihnen zudem, ein positives Selbstbild zu entwickeln, das auch Selbstmitgefühl und -wirksamkeit umfasst – eine gute Basis für innere Stabilität, die den Kindern hilft, positiv mit emotionalen Herausforderungen umzugehen. Wie sich solche Impulse durch den gesamten U3-Alltag ziehen können, zeigen folgende Beispiele.

Der Start in den Tag

Durch die aufmerksame Begrüßung am Morgen signalisieren Sie dem Kind Wertschätzung und Interesse und pflegen die gute Zusammenarbeit mit seinen Eltern.
Nehmen Sie sich Zeit und sprechen Sie aktiv mit, nicht über das Kind:

  • „Wie geht es dir heute?“
  • „Wie hast du geschlafen?“
  • „Hast du denn heute Morgen schon gefrühstückt?“
  • „Möchtest du mir was erzählen?“

Durch die direkte Ansprache bzw. den Austausch mit Ihnen erlebt das Kind, dass es Einfluss auf das Geschehen nehmen kann. Das erleichtert es ihm, seine Bedürfnisse frei zu äußern.

Im Morgenkreis

In der täglichen Runde erleben sich Kleinkinder als Teil einer Gemeinschaft und lernen, sich in die Gruppe einzubringen – positive Erfahrungen in diesem Prozess stärken ihr Selbstbewusstsein. Gezielte Übungen und Impulse unterstützen unter Dreijährige darin, ihre eigenen Gefühle und die der anderen bewusst wahrzunehmen, voneinander zu differenzieren und auszudrücken. Dadurch werden sie in ihrer Emotionsregulation unterstützt und können besser mit Herausforderungen und Stress umgehen. Der Morgenkreis eignet sich gut dafür, jedem Kind nochmals gezielt Aufmerksamkeit zu schenken, indem Sie die Jüngsten einzeln und namentlich begrüßen. Besprechen Sie gemeinsam, wer heute in der Kita ist bzw. wer nicht. Warum fehlt ein Kind? Ist es wohl krank? Was bedeutet es denn eigentlich, krank zu sein?

Weitere Achtsamkeitsübungen:

  • Sprechen Sie mit den Kindern über ihr aktuelles Wohlbefinden. Hierfür eignen sich z.B. Bildkarten, auf denen unterschiedliche Emotionen eines kleinen Bären zu erkennen sind (s. Download). Beschreiben Sie die Bilder und benennen Sie gemeinsam die jeweiligen Gefühle. Lassen Sie die Jüngsten auf die Bilder zeigen und beschreiben, wie sie sich selbst gerade fühlen. „Wie sieht es aus, wenn du wütend, traurig oder glücklich bist?“
  • Lassen Sie die Kinder erzählen, worauf sie sich heute freuen oder was sie bereits Schönes erlebt haben: „Ich habe mit meiner Mama gefrühstückt.“  – „Ich freu mich, mit meinen Freunden zu spielen“ – „Heute besuche ich meine Oma.“
  • Erzählen Sie den Kindern eine kurze Geschichte über einen schönen Ort in der Natur, z.B. einen See oder Strand, eine Wiese oder den Wald. Ermuntern Sie die Jüngsten, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, an diesem Ort zu sein: „Könnt ihr die bunten Blumen auf der Wiese riechen?“ – „Seht ihr die weißen Wolken am blauen Himmel?“

Bei den Mahlzeiten

Beim Frühstück bzw. Mittagessen können Impulse dazu anregen, sich ganz bewusst auf die Nahrungsaufnahme zu konzentrieren und fördern somit eine achtsame Wahrnehmung bei den Kindern:

  • Besprechen Sie gemeinsam, was es zu essen gibt. Benennen Sie alle Lebensmittel. „Woher kommt das Essen? Wo wachsen Kartoffeln?“
  • Erforschen Sie mit den Jüngsten Aussehen, Geschmack und Konsistenz der Lebensmittel. „Wie sieht ein Apfel aus? Wie schmeckt dieser (süß, sauer)? Wie fühlt er sich im Mund an?“
  • Stellen Sie eine Schüssel mit Rosinen o. Ä. zur Verfügung. Ermuntern Sie die Jüngsten, eine Rosine in die Hand zu nehmen und sie genau zu betrachten, zu fühlen und zu riechen, bevor sie diese langsam essen. Bitten Sie die Kinder, sich auf den Geschmack und das Gefühl im Mund zu konzentrieren.

Während der Pflege

Im achtsamen Eins-zu-eins-Kontakt und mit ausreichend Zeit können Sie in Pflegesituationen eine intensive Beziehung zum Kind aufbauen und seine Selbstständigkeit unterstützen. Stimmen Sie Ihr Handeln auf seine individuellen Signale ab:

  • Lassen Sie das Kind partizipieren, indem es etwa eine Windel aus dem Schrank holen und sich selbstständig aus- und anziehen kann.
  • Begleiten Sie Ihr eigenes Tun und das des Kindes, indem Sie Ihre Handlungsschritte ankündigen und verbalisieren. Das erleichtert es dem Kind ein mentales Skript zu typischen Pflegehandlungen aufzubauen.
  • Beim Wickeln können Sie eine Art „Körperscan“ durchführen, indem Sie die einzelnen Körperteile des Kindes mit einer Feder berühren. Begleiten Sie Ihr Tun sprachlich und benennen Sie die Körperteile. Sprechen Sie das Kind dabei aktiv an: „Fühlst du die Feder auf deinem Arm?“ – „Und das ist deine Nase.“ Weiterführend können Sie in dieser Interaktion z.B. auch über die Funktionen der einzelnen Körperteile sprechen.

Spielen & Erkunden

Ob im Außengelände oder in der Kita: Folgende achtsame Impulse für das Freispiel unterstützen Kinder in ihrem individuellen Explorationsdrang und regen ihre Wahrnehmung an:

  • Lassen Sie die Kinder Naturmaterialien mit den Händen erkunden, z.B. Gras, Sand, Blätter oder Wasser. Wählen Sie hierfür Materialien mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit.
  • Gemeinsam können Sie eine Fühlstraße anlegen, indem Sie Kisten mit Steinen in verschiedenen Größen, Sand, Kastanien, Watte, Wasser (dieses als letztes, sonst klebt die Watte an den Füßen) befüllen. Die Kinder können anschließend barfuß und, wenn sie das möchten, an Ihrer Hand in eine Kiste nach der anderen hineinsteigen. Ermuntern Sie die Jüngsten, ganz in Ruhe nachzuspüren, wie sich die verschiedenen Materialien unter ihren Fußsohlen anfühlen. Was mögen sie gerne, und was evtl. nicht so sehr?
  • Bitten Sie die Kinder, ihre Augen zu schließen und auf die verschiedenen Geräusche in ihrer Umgebung zu hören. Lenken Sie die Aufmerksamkeit auf das Zwitschern der Vögel und das Summen der Insekten im Kita-Garten, das Lachen anderer Kinder oder das Klappern von Spielmaterial im Nebenraum.

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