Pro & ContraBackaktionen in der Adventszeit

Die alljährliche Weihnachtsbäckerei mit den Jüngsten ist in vielen Kitas ein festes Ritual, erfordert jedoch von den Fachkräften besondere Aufmerksamkeit und Planung. Das wirft die Frage auf, ob dieser Aufwand gerechtfertigt ist.

Pro & Contra
© Florian Nütten

Traditionen in der Kita bewahren

Ich bin ein Fan der Weihnachtsbäckerei. Meine Lieblingsplätzchen sind Haselnussmakronen. In unserer Familie wurde jedes Jahr kurz vor dem ersten Advent mit dem Plätzchenbacken begonnen und wir Kinder wurden von Anfang an miteinbezogen. Für uns war das der Start in eine ganz besondere Zeit. Der Duft von Vanille, Zitronenschale und Anis bringt mich noch heute jedes Mal zum Lächeln, weil er mich an die gemeinsamen Backaktionen erinnert. Spitzbuben, Zimtsterne, Lebkuchen, Ausstecher und Vanillekipferl gehörten immer dazu. Es wurden aber auch neue Rezepte ausprobiert. Und auch dabei hatten wir Kinder stets ein Mitspracherecht. So wurde der Plätzchenteller jedes Jahr bunter und wir waren unheimlich stolz auf unsere selbst gebackenen Leckereien.
In vielen Familien gibt es die Tradition der Weihnachtsbäckerei nicht mehr. Oft fehlt den Eltern einfach die Zeit dafür. Mir ist es wichtig, den Kindern in der Kita die Möglichkeit zu geben, den Duft von Zimt mit schönen Erinnerungen zu verbinden, so wie ich sie habe. Vorfreude und gespanntes Warten stellen sich nicht ein, wenn die Zimtsterne aus dem Supermarkt kommen. Dann sind sie nur eine Leckerei unter vielen. Deshalb habe ich immer so gerne mit den Kindern in der Kita gebacken. Auch die Jüngsten können schon aktiv mitwirken. Ganz nebenbei lernen die Kinder, wie viel Arbeit es macht, selbst einen Keks herzustellen. Damit wird der Grundstein gelegt für die Wertschätzung aller, die sich um die Essenszubereitung kümmern.

Mehr Stress als Freude

Nicht jede Kita oder Tagespflegestelle hat die Möglichkeit mit Kleinkindern zu backen. Oft fehlt die Zeit, der Platz oder die Küche auf Kinderhöhe, in der die Jüngsten selbst aktiv werden können. Backen mit unter Dreijährigen muss gut geplant und durchdacht sein. Es empfiehlt sich, nur mit einer kleinen Gruppe zu backen, da es sonst schnell unruhig und chaotisch wird. Zudem fehlt oft die nötige Ruhe, weil die Kollegin oder der Kollege in dieser Zeit allein mit den anderen Kindern im Gruppenraum zurechtkommen muss. Die Rezepte müssen für die Jüngsten meist vereinfacht werden, damit sie aktiv mithelfen können. Die Zubereitung sollte nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen, da die Konzentration der Kinder schnell nachlässt. Oft fällt es ihnen auch schwer, zu warten, bis sie mithelfen können. Mögliche Allergien oder Unverträglichkeiten müssen im Vorfeld abgeklärt und Rezepte ggf. angepasst werden.
Besonders wichtig ist es, beim Backen die Hygieneregeln zu beachten. Viele Mädchen und Jungen haben zuvor noch nie gebacken und erschrecken sich vor dem lauten Geräusch des Rührgeräts. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, dass die Jüngsten keinen rohen Teig essen, um Salmonellen zu vermeiden. Und schließlich nimmt nicht nur das Backangebot selbst Zeit in Anspruch, sondern auch das Einkaufen der Zutaten und das anschließende Aufräumen. Aufgrund dieser zahlreichen Herausforderungen kann das Backen mit Kleinkindern in der hektischen Vorweihnachtszeit für alle Beteiligten oft mehr Stress als Freude bedeuten.

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