InterviewGebärden im Kita-Alltag

Wie können pädagogische Fachkräfte Handzeichen einführen und mit den Kindern anwenden? Im Gespräch mit der Kleinstkinder-Redaktion gibt Erzieher Matheo Bucher Einblicke in die Praxis.

Gebärden im Kita - Alltag
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Wann sind Sie das erste Mal mit Gebärden in Berührung gekommen?
Im Rahmen meiner Ausbildung zum Erzieher kam ich erstmalig mit der Gebärden-unterstützten Kommunikation (GuK) in Kontakt. Damals arbeitete ich in einem Schulkindergarten für Kinder mit Beeinträchtigung. Um diesen gerecht zu werden und im Sinne des pädagogischen Konzepts zu arbeiten, bedeutete das für mich damals zunächst, selbst die Grundkenntnisse der GuK zu erlernen.

Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?
Für mich waren zu Beginn Gebärden, die im Alltag auftauchten und die der Lebenswelt der Kinder entsprachen, am sinnvollsten zu erlernen. Egal, ob es sich um Handzeichen rund ums Essen, Spielen oder die Natur drehte – das Gelernte ließ sich dann sofort anwenden. Hilfreich waren zudem die GuK-Symbolkarten mit klar verständlichen Abbildungen. Darüber hinaus unterstützten mich auch meine Kolleginnen beim Lernen.

Wie kamen die Kinder mit dem Erlernen der GuK zurecht?
Jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo und auch die jeweilige Beeinträchtigung der Kinder spielte dabei eine Rolle. Dennoch nutzten mit der Zeit alle aktiv die Gebärden, was darauf schließen lässt, dass sie die GuK für sich selbst als hilfreich empfunden haben.

Eignet sich GuK Ihrer Meinung nach auch für den U3-Bereich?
Ja, unbedingt. Gerade deshalb, weil es sich bei der GuK um eine lautsprachergänzende und nicht lautsprachersetzende Kommunikationsform handelt, halte ich die Anwendung für durchaus geeignet. Grundsteine der Sprachentwicklung werden bereits im Kleinkindalter gelegt. GuK kann dazu beitragen, den Zugang zu verbalisierter Sprache zu erleichtern, vor allem aber die Kommunikationsfähigkeit insgesamt zu erhöhen. Dadurch können Bedürfnisse besser mitgeteilt werden und die Selbstwirksamkeit der Kinder wird gestärkt. Ein weiteres Argument, das für den Einsatz von GuK im U3-Bereich spricht, ist auch hier die Integration von Kindern mit Beeinträchtigung oder von mehrsprachig aufwachsenden Kindern.

Was empfehlen Sie Fachkräften, die GuK praktizieren möchten?
Zunächst einmal muss dies im Team abgestimmt und am besten auch konzeptionell erarbeitet werden. Es nützt nichts, wenn nur eine Fachkraft GuK anwendet und der Rest des Teams nicht. Zu Beginn wäre es ratsam, gemeinsam eine Fort- bzw. Weiterbildung zum Thema GuK und deren Anwendung zu absolvieren. Alternativ könnte auch eine Fachkraft an einer solchen Weiterbildung teilnehmen und das Wissen als Multiplikatorin bzw. Multiplikator im Team weitergeben. Im Alltag haben sich die schon erwähnten GuK-Symbolkarten bewährt, die auch direkt für die Arbeit mit den Kindern genutzt werden können. Es mag zu Beginn zwar sehr zeitintensiv sein, doch die Mühe lohnt sich!

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