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Mitten im Leben. Post von Margot Käßmann
Margot Käßmann: Stärkende Stille

Margot Käßmann

Margot Käßmann ist Pfarrerin und Deutschlands bekannteste Theologin

Zwischen Kirche und Kindern: Margot Käßmanns Vita

"Wenn ich zurückblicke, dann waren es die schwierigen Zeiten meines Lebens, in denen ich am intensivsten gelebt habe", sagt Margot Käßmann. Die  promovierte Theologin und Mutter von vier Töchtern predigte u.a. als Reformationsbotschafterin in unzähligen Kirchen weltweit und vor millionenfachem Publikum. Und immer reiste sie mit Handgepäck: der Bibel. Die für sie wichtigsten biblischen Texte bringt die begabte Rednerin in den Dialog mit den Fragen nach Frieden und Gerechtigkeit, aber auch dem privaten Glück. Emphatisch zeigt sie, wie Menschen zu allen Zeiten Zuversicht aus den biblischen Schriften schöpften.

Margot Käßmann ist eine evangelisch-lutherische Theologin und Pfarrerin, die im Lauf der Jahre verschiedene Leitungsfunktionen in der Kirche innehatte. Unter anderem war sie Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Landesbischöfin der Landeskirche Hannovers und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Geboren wurde Margot Käßmann 1958 als jüngstes von vier Kindern. Nach dem Abitur studierte sie Theologie in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg. 1981 heiratete sie und bekam in den folgenden Jahren vier Töchter. 1985 wurde sie ordiniert und schloss 1989 ihre Promotion zum Thema „Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche“ an der Ruhr-Universität Bochum ab. 2002 erhielt Margot Käßmann die Ehrendoktorwürde der Universität Hannover.

Nach ihrer Tätigkeit als Pfarrerin und später Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages war die vierfache Mutter von 1999 bis 2010 Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Unterbrochen wurde ihre Tätigkeit als Bischöfin von einer Brustkrebserkrankung. Von 2009 bis 2010 war Margot Käßmann zudem Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im Februar 2010 trat sie wegen eines Verkehrsdeliktes von ihrem Bischofsamt und dem Ratsvorsitz zurück.

Im Mai 2010 trat Margot Käßmann als Referentin beim Ökumenischen Kirchentag in München erstmals wieder öffentlich auf. Von August bis Dezember 2010 nahm sie dann eine Gastprofessur an der Emory-Universität in Atlanta (USA) wahr und von Januar 2011 bis März 2012 unterrichtete und forschte sie als Gastprofessorin für Ökumene und Sozialethik an der Ruhr-Universität Bochum (Max Imdahl-Gastprofessur).

Von April 2012 bis Juni 2018 war Margot Käßmann als Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 tätig.

Heute: Usedom und Hannover

Seit 2018 ist Margot Käßmann im Ruhestand und pendelt seitdem zwischen Hannover und Usedom. Beide Orte zur Verfügung zu haben, empfinde sie als großes Privileg, erklärt sie auf ihrer Homepage. Auf der Insel könne sie die Ruhe genießen und sammle neue Kraft und Kreativität. In Hannover freue sie sich an ihren vielfältigen Kontakten, ihren Töchtern und Enkeln. Zudem engagiert sie sich unter anderem im Kuratorium der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, als Botschafterin für „terre des hommes“ und als Herausgeberin der niedersächsischen Straßenzeitung „Asphalt“. Daneben schreibt Margot Käßmann Bücher, gibt seit April 2019 die Zeitschrift „Mitten im Leben“ heraus und veröffentlicht alle zwei Wochen eine Folge ihres Podcasts zur Zeitschrift.

Die Frau, mit der "frau" gerne befreundet sein möchte

Margot Käßmann verfügt über eine einzigartige Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit. Sie verkörpert den Typus der modernen Frau der Nachkriegsgeneration, die gleich mehrere gesellschaftliche Schranken überwinden konnte: Als Kind von Nicht-Akademikern machte sie 1977 Abitur, studierte Theologie, wurde als verheiratete Mutter Pfarrerin, konnte trotz vier Kindern Beruf und kirchliche Karriere verbinden und blieb Bischöfin trotz Scheidung. Die Art, wie sie, unter Paparazzi-Druck wie sonst nur Menschen aus dem Showbusiness, auf ein Verkehrsdelikt reagierte, brachte ihr höchsten Respekt ein und verhinderte nicht, dass ihr Name wiederum ins Spiel gebracht wurde, als nach Joachim Gauck eine geeignete Kandidatin für das Bundespräsidentenamt gesucht wurde.

Gutaussehend, sportlich und humorvoll, aber eben nicht perfektionistisch entlastet sie ihre "Fans", indem sie auch die Schattenseiten dieses modernen Frauenlebens so benennt, dass sich vor allem Frauen ab 40 dabei wiedererkennen. Durch ihre besondere Präsenz und ihr schnelles politisches Urteil ist sie in vielen Polit-Talkrunden eine geschätzte Gesprächspartnerin - ein Potential, das nach ihrem Ruhestand vielleicht noch größer ist, weil Statements nicht mehr kirchenoffiziell abgestimmt werden müssen. Ihr politisches Handeln beruht bis heute auf ihrem frühen Engagement im Ökumenischen Rat der Kirchen und weiß sich den drei Hauptsträngen des Konziliaren Prozesses - Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung - verpflichtet. Sie stellt sich den realen politischen Fragen vor Ort und fordert dennoch mehr Fantasie für den Frieden. Dass Frauen in anderen Teilen der Welt oft weit weniger Rechte und Chancen haben, ist ihr eine permanente Aufgabenstellung. Margot Käßmann kann so reden, dass sie in den allermeisten Milieus verstanden wird - und zwar als beherzte und bibelfeste Pfarrerin. Ihr Rat und ihre Meinung zählen in persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Krisensituationen. Sie ist die Frau, mit der "frau" gerne befreundet sein möchte.

Eine Frau mit Zivilcourage 

Es ist einfach mit ihr. Es ist nicht ganz leicht mit ihr. Es ist ganz schön schwer mit ihr.

Es ist einfach mit ihr. „Unkompliziert“ ist sie, ob „in Talar, Jogginganzug“, mit rotem Mantel oder lila Schärpe, „zwischen Fahrrad und Fahrstuhl“, in Ferienhaus, Fernsehstudio, Bischofskanzlei oder Buchhandlung. Sie ist unprätentiös, kreativ und diszipliniert, sie kann gut zuhören und sich klar entscheiden. „Sie gibt gern“. Sie hat Humor und hält Termine ein: Es ist einfach und unglaublich angenehm, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Es ist nicht ganz leicht mit ihr. „Sie ist schnell“. Eigentlich immer „einige Schritte voraus“. Dabei „präzise“ und „bedacht“. „Charismatisch“ und „überzeugend!“, aber auch pünktlich, verlässlich und überhaupt „wunderbar preußisch“. Sie ist „Vorbild“, „eine Jahrhundertfrau“. Margot Käßmann setzt Standards. „MK ist eine Maßeinheit“, das heißt: eine Größe, zu der die eigene ins Verhältnis gesetzt wird. Ganz einfach. Aber möglicherweise nicht ganz leicht ...

Es ist ganz schön schwer. „Mutig“, „offen“ und ein Kommunikationsgenie auf allen Ebenen, ist Margot Käßmann eine, die „der Welt den Spiegel vorhält“, „eine starke Kämpferin“, die den Streit nicht will – und ihn um der Sache willen nicht scheut. Das sorgt auch für Unruhe, Widerstand, Neid, das fühlt sich nicht schön an, auch nicht für sie selbst. Das ist ganz schön schwer. Und hat wohl mit einer Unabhängigkeit von äußeren Umständen zu tun – und der Bindung an Ewiges. Margot Käßmann ist eine, die „selbstverständlich glaubt“, „sich was traut“ und dem Glauben etwas zutraut. „Sie wollte schon immer die Welt verändern“ und sie ist „alles andere als resigniert“ dabei. „Bischöfin geworden und Pastorin geblieben“, ist sie eine, deren Worte bleiben, deren Haltung einen Maßstab setzt.

Es ist einfach, es ist Gott sei Dank nicht immer leicht – es ist immer wieder ganz einfach schön mit ihr, der sechzigjährigen, jungen, unglaublich erfahrenen Gottesverkündigerin, Friedensstreiterin, Mut-Macherin, Familienfrau und Kirchenmutter.

(Aus dem Vorwort von Gabriele Hartlieb, geb. 1967, Germanistin, Theologin, Pfarrerin und lange Jahre Lektorin von Margot Käßmann, zum von ihr herausgegebenen Buch "Eine Frau mit Zivilcourage. Begegnungen mit Margot Käßmann", das 2018 zum 60. Geburtstag von Margot Käßmann erschien. Darin erzählen 60 Weggefährtinnen und Weggefährten ihre persönlichen Episoden mit der ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD, u.a. Petra Bahr, Heinrich Bedford-Strohm, Micha Brumlik, Dieter Falk, Gregor Gysi, Eckart von Hirschhausen, Hans Küng, Ursula Ott, Antje Vollmer und Konstantin Wecker.)

Links:

Homepage von Margot Käßmann